Autor: headways

  • Für T.O., von Nancy Jahns

    Unvergesslich für mich die von ihm kuratierte Annelies-Štrba-Ausstellung auf der Empore des noch „Turnhalle“ genannten Seitenflügels der Moritzburg in den 90er Jahren, oder auch „Die Zweite Avantgarde“, ebenfalls in der Moritzburg, 2007.

    Ich erinnere mich auch an eine wunderbare kleine Schau zu osteuropäischer Photographie in der ehemaligen Galerie Marktschlößchen, zu dieser Zeit bereits am Domplatz ansässig. Sie konnte dort gezeigt werden durch seine Vermittlung an Ulrich Zeiner …

    T.O. war ein profunder Kenner und für Halle eine Verbindungsfigur zur welt- und zeitweit verzweigten Photographie. Immer war er dafür unterwegs. – Er war auch steter Besucher der Ausstellungen, auch jener in der damaligen Galerie Raum HELLROT in Halle, die ich 2007 bis 2014 (mit meinem Kollegen Sven Großkreutz) betrieb. T.O. war einer der wenigen Mitarbeiter der Moritzburg Halle, die regelmäßig auch mit der hiesigen aktuellen Kunst-und Photo-Szene in Kontakt waren. Durch ihn konnten wir nicht zuletzt 2011 die Ausstellung von Walter Danz mit Archivabzügen aus der Photographischen Sammlung der Moritzburg zeigen. Durch eine Sichtung von durch T.O. ausgesuchten Teilen der Sammlung entdeckten wir dieses Kleinod – kaum bekannte und doch sehr feine und genau ausgeführte poetische Photographien. – Es war unkompliziert und großzügig, unserer Galerie das zu ermöglichen.

    T.O. war immer im Gespräch, immer in der Stadt, immer zu den Eröffnungen. Ehrlich und nachdenklich. Fragend. Ob im persönlichen Gespräch oder als Redner. Unvergesslich seine bedächtige, leise, heisere, manchmal fast nicht hörbare Stimme. Danke und Ade – T.O.

    Nancy Jahns, September 2024

  • Für T.O., von Nancy Jahns

    Unvergesslich für mich die von ihm kuratierte Annelies-Štrba-Ausstellung auf der Empore des noch „Turnhalle“ genannten Seitenflügels der Moritzburg in den 90er Jahren, oder auch „Die Zweite Avantgarde“, ebenfalls in der Moritzburg, 2007.

    Ich erinnere mich auch an eine wunderbare kleine Schau zu osteuropäischer Photographie in der ehemaligen Galerie Marktschlößchen, zu dieser Zeit bereits am Domplatz ansässig. Sie konnte dort gezeigt werden durch seine Vermittlung an Ulrich Zeiner …

    T.O. war ein profunder Kenner und für Halle eine Verbindungsfigur zur welt- und zeitweit verzweigten Photographie. Immer war er dafür unterwegs. – Er war auch steter Besucher der Ausstellungen, auch jener in der damaligen Galerie Raum HELLROT in Halle, die ich 2007 bis 2014 (mit meinem Kollegen Sven Großkreutz) betrieb. T.O. war einer der wenigen Mitarbeiter der Moritzburg Halle, die regelmäßig auch mit der hiesigen aktuellen Kunst-und Photo-Szene in Kontakt waren. Durch ihn konnten wir nicht zuletzt 2011 die Ausstellung von Walter Danz mit Archivabzügen aus der Photographischen Sammlung der Moritzburg zeigen. Durch eine Sichtung von durch T.O. ausgesuchten Teilen der Sammlung entdeckten wir dieses Kleinod – kaum bekannte und doch sehr feine und genau ausgeführte poetische Photographien. – Es war unkompliziert und großzügig, unserer Galerie das zu ermöglichen.

    T.O. war immer im Gespräch, immer in der Stadt, immer zu den Eröffnungen. Ehrlich und nachdenklich. Fragend. Ob im persönlichen Gespräch oder als Redner. Unvergesslich seine bedächtige, leise, heisere, manchmal fast nicht hörbare Stimme. Danke und Ade – T.O.

    Nancy Jahns, September 2024

  • T.O. Immisch, 1953–2024. Ein Nachruf von Maria Meinel

    Mitte der 1990er war das, bei einer Ausstellungseröffnung. Getroffen, geschwatzt, und das Funkeln im andern erkannt. Dann hab ich dich für ein paar Jahre aus den Augen verloren, war nach Spanien gezogen. Nach meiner Rückkehr traf ich dich wieder. 2004, beim Dachbodenfest einer Freundin. Ich erzählte dir von meinem steten Bedürfnis, Bilder mit Text zu verbinden. Dir fiel sofort eine „Spielwiese“ dafür ein: Die Rubrik „Ein Bild“ des Rundbriefs Fotografie. Ein Anruf. „Kritik der Starre“ wurde mein erster Essay zur Fotokunst; es war der Beginn unserer langjährigen Zusammenarbeit.

    Deine Art, die Dinge wahrzunehmen, war vertraut und überzeugend. Zuerst kommt das empathische Sehen, das unverstellte Wahrnehmen, dann erst das Einlassen auf Bildästhetik, Formensprache und fotohistorische Bezüge. Im einen wach, im andern kompromisslos. Mit Gespür fürs Gegenüber und mit Leidenschaft für die Sache. Von dir lernte ich. Gemeinsame Publikationen entstanden, wie der im Rahmen deiner langjährigen Tätigkeit als Kustos der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg entstandene Band „Die Zweite Avantgarde. Das Fotoforum Kassel 1972-1982“ oder zuletzt die Werkausgabe zu Semjon Prosjak, dessen fotografischen Nachlass du gemeinsam mit René Schäffer retten und erschließen konntest.

    Du hattest ein Auge für das Besondere im Schlichten, das Ergreifende im Alltäglichen, die Verletzlichkeit hinter Rohem, die über die bloße Bildaussage hinausweist. Damit hast du viele erreicht und berührt. Wer deine Texte las und deinen Reden lauschte, verstand: Da war einer, der mit Seele sah.

    Auch für die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt warst du eine unschätzbare Bereicherung mit deinem Wissen, deiner Begeisterungsfähigkeit und deiner Offenheit für neue Projekte, wie die von Moritz Götze vermittelte Leni-Sinclair-Ausstellung, die du kuratiertest. Internationale Photokunst in Halle an der Saale, dafür hast du gelebt. (Photographie schriebst du im Übrigen energisch „mit ph!“. Und deine Reden mit der Hand und in Cafés.)

    Wir werden dich vermissen, du großartiger Redner, feinsinniger Kritiker und profunder Kenner der Fotografiegeschichte.

    Ja, T.O., wir haben die Chance des Glücksfunds gut genutzt.

    Maria Meinel, 2. September 2024

     

    T.O. Immisch hatte Psychologie und Kunstgeschichte in Berlin und Halle studiert. 1987 bis 2018 war er Gründungskurator der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale). Er war Ausstellungskurator, Autor und Herausgeber unzähliger Publikationen zur Photographie des Neuen Sehens, der ostdeutschen und osteuropäischen Photographie nach 1945 sowie der zeitgenössischen internationalen Photokunst. 2022 gründete er gemeinsam mit Mario Schneider und Stefanie Wiesel die Helle Kammer – Raum für Fotografie in Halle (Saale).

     

    Aus dem Netz:

    Nachruf von Manuela Winter und Thomas Bauer-Friedrich, Kunstmuseum Moritzburg
    Helle Kammer – Raum für Fotografie, Halle
    Nachruf von Katja Pausch in der MZ
    Abschied und Würdigung mit Audios von Eva Mahn und Thomas Bauer-Friedrich auf mdr.de

  • T.O. Immisch, 1953–2024. Ein Nachruf von Maria Meinel

    Mitte der 1990er war das, bei einer Ausstellungseröffnung. Getroffen, geschwatzt, und das Funkeln im andern erkannt. Dann hab ich dich für ein paar Jahre aus den Augen verloren, war nach Spanien gezogen. Nach meiner Rückkehr traf ich dich wieder. 2004, beim Dachbodenfest einer Freundin. Ich erzählte dir von meinem steten Bedürfnis, Bilder mit Text zu verbinden. Dir fiel sofort eine „Spielwiese“ dafür ein: Die Rubrik „Ein Bild“ des Rundbriefs Fotografie. Ein Anruf. „Kritik der Starre“ wurde mein erster Essay zur Fotokunst; es war der Beginn unserer langjährigen Zusammenarbeit.

    Deine Art, die Dinge wahrzunehmen, war vertraut und überzeugend. Zuerst kommt das empathische Sehen, das unverstellte Wahrnehmen, dann erst das Einlassen auf Bildästhetik, Formensprache und fotohistorische Bezüge. Im einen wach, im andern kompromisslos. Mit Gespür fürs Gegenüber und mit Leidenschaft für die Sache. Von dir lernte ich. Gemeinsame Publikationen entstanden, wie der im Rahmen deiner langjährigen Tätigkeit als Kustos der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg entstandene Band „Die Zweite Avantgarde. Das Fotoforum Kassel 1972-1982“ oder zuletzt die Werkausgabe zu Semjon Prosjak, dessen fotografischen Nachlass du gemeinsam mit René Schäffer retten und erschließen konntest.

    Du hattest ein Auge für das Besondere im Schlichten, das Ergreifende im Alltäglichen, die Verletzlichkeit hinter Rohem, die über die bloße Bildaussage hinausweist. Damit hast du viele erreicht und berührt. Wer deine Texte las und deinen Reden lauschte, verstand: Da war einer, der mit Seele sah.

    Auch für die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt warst du eine unschätzbare Bereicherung mit deinem Wissen, deiner Begeisterungsfähigkeit und deiner Offenheit für neue Projekte, wie die von Moritz Götze vermittelte Leni-Sinclair-Ausstellung, die du kuratiertest. Internationale Photokunst in Halle an der Saale, dafür hast du gelebt. (Photographie schriebst du im Übrigen energisch „mit ph!“. Und deine Reden mit der Hand und in Cafés.)

    Wir werden dich vermissen, du großartiger Redner, feinsinniger Kritiker und profunder Kenner der Fotografiegeschichte.

    Ja, T.O., wir haben die Chance des Glücksfunds gut genutzt.

    Maria Meinel, 2. September 2024

     

    T.O. Immisch hatte Psychologie und Kunstgeschichte in Berlin und Halle studiert. 1987 bis 2018 war er Gründungskurator der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale). Er war Ausstellungskurator, Autor und Herausgeber unzähliger Publikationen zur Photographie des Neuen Sehens, der ostdeutschen und osteuropäischen Photographie nach 1945 sowie der zeitgenössischen internationalen Photokunst. 2022 gründete er gemeinsam mit Mario Schneider und Stefanie Wiesel die Helle Kammer – Raum für Fotografie in Halle (Saale).

     

    Aus dem Netz:

    Nachruf von Manuela Winter und Thomas Bauer-Friedrich, Kunstmuseum Moritzburg
    Helle Kammer – Raum für Fotografie, Halle
    Nachruf von Katja Pausch in der MZ
    Abschied und Würdigung mit Audios von Eva Mahn und Thomas Bauer-Friedrich auf mdr.de

  • Der Kurator – Eine Hommage an Peter Lang

    Sonnabend, 7. September 2024, 15 Uhr
    Ausstellungseröffnung in der Kirchenruine St. Gangolf, Kleefeldstraße 8, 06686 Lützen, OT Pobles

    Mit einer Begrüßung von Lüder Laskowski (Kaisersaschern e.V.) und einführenden Worten des Kurators der Ausstellung Christoph Tannert, Berlin.Die Vinothek aus Naumburg sorgt für Imbiss und Getränke.

    Zusätzlich zu den oben genannten ausgestellten Künstler:innen wird im Turm der Kirchenruine von Pobles ein legendäres Originalwerk präsentiert werden, das Peter Lang 1990 in Leipzig produziert hat: eine Grafik-Mappe mit dem Titel Fußlahm, in der u. a. Neo Rauch, Moritz Götze, Tobias Ellmann, Michael Kunert, Anton Paul Kammerer, Andreas Küchler,
    Trakia Wendisch, Hartwig Ebersbach, Hans Scheuerecker, Wolfgang Henne, Roland Borchers, Hans-Jürgen Böhme und Frieder Heinze druckgrafisch vertreten sind.
    (Leihgabe Galerie Rothamel, Erfurt / Frankfurt)

    Sonntag, 8. September 2024, 11 Uhr
    Eröffnung der Ausstellung
    in den Räumlichkeiten der Dependance Kaisersaschern in der Talstraße 7, 06120 Halle (Saale)

    Mit einer Begrüßung von Moritz Götze (Kaisersaschern e. V.)
    und einführenden Worten des Leipziger Künstlers Roland Borchers.
    Die Vinothek aus Naumburg sorgt für Getränke.

    Gezeigt wird außerdem eine Auswahl von Plakaten und Publikationen zu Ausstellungen und Projekten, die Peter Lang realisiert hat:

    Adéla Babanová, Hagen Bäcker, William Basinski, Beck, Andreas Becker, Marc Bijl, Roland Boden, Conny Bosch, Luk Berghe, Sergey Bratkov, Hartwig Ebersbach, Jan Eilhardt, Tobias Ellmann, Esther Ernst, Adib Fricke, Paul Gees, Rüdiger Giebler, Jost Giese, Heiner Goebbels, Moritz Götze, Hervé Graumann, Joachim Grommek, Jens Hanke, Hannes Hegen, Wolfgang Henne, Veit Hoffmann, „Matthias“ BAADER Holst, Karl Hans Janke, Christian Jankowski, Klaus Jörres, Anton Paul Kammerer, Klaus Killisch, Jost Krise, Andreas Küchler, Allart Laake, Wolfgang Lehmann, Via Lewandowsky, Gabriel Machemer, Steffen Mück, Guido Nagel, Christian Niccoli, Serkan Özkaya, Albert Ostermaier, Apostolos Palavrakis, Grete Peschke, Gerhard Petri, Dagmar Varady-Prinich, Neo Rauch, Mita Schamal, Michael Scheffer, Hans Scheuerecker, El Seed, Hendrik Silbermann, Johan Slabbynck, Micha Voges, Steffen Vollmer, Kai Völker, Hans J. Wegner, Jürgen Wenzel, Gerd Westermann, Karsten Wittke, Markus Wirthmann, Peik Wünsche, Ralf Ziervogel

    Zur Eröffnung der Ausstellungen laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

  • Der Kurator – Eine Hommage an Peter Lang

    Sonnabend, 7. September 2024, 15 Uhr
    Ausstellungseröffnung in der Kirchenruine St. Gangolf, Kleefeldstraße 8, 06686 Lützen, OT Pobles

    Mit einer Begrüßung von Lüder Laskowski (Kaisersaschern e.V.) und einführenden Worten des Kurators der Ausstellung Christoph Tannert, Berlin.Die Vinothek aus Naumburg sorgt für Imbiss und Getränke.

    Zusätzlich zu den oben genannten ausgestellten Künstler:innen wird im Turm der Kirchenruine von Pobles ein legendäres Originalwerk präsentiert werden, das Peter Lang 1990 in Leipzig produziert hat: eine Grafik-Mappe mit dem Titel Fußlahm, in der u. a. Neo Rauch, Moritz Götze, Tobias Ellmann, Michael Kunert, Anton Paul Kammerer, Andreas Küchler,
    Trakia Wendisch, Hartwig Ebersbach, Hans Scheuerecker, Wolfgang Henne, Roland Borchers, Hans-Jürgen Böhme und Frieder Heinze druckgrafisch vertreten sind.
    (Leihgabe Galerie Rothamel, Erfurt / Frankfurt)

    Sonntag, 8. September 2024, 11 Uhr
    Eröffnung der Ausstellung
    in den Räumlichkeiten der Dependance Kaisersaschern in der Talstraße 7, 06120 Halle (Saale)

    Mit einer Begrüßung von Moritz Götze (Kaisersaschern e. V.)
    und einführenden Worten des Leipziger Künstlers Roland Borchers.
    Die Vinothek aus Naumburg sorgt für Getränke.

    Gezeigt wird außerdem eine Auswahl von Plakaten und Publikationen zu Ausstellungen und Projekten, die Peter Lang realisiert hat:

    Adéla Babanová, Hagen Bäcker, William Basinski, Beck, Andreas Becker, Marc Bijl, Roland Boden, Conny Bosch, Luk Berghe, Sergey Bratkov, Hartwig Ebersbach, Jan Eilhardt, Tobias Ellmann, Esther Ernst, Adib Fricke, Paul Gees, Rüdiger Giebler, Jost Giese, Heiner Goebbels, Moritz Götze, Hervé Graumann, Joachim Grommek, Jens Hanke, Hannes Hegen, Wolfgang Henne, Veit Hoffmann, „Matthias“ BAADER Holst, Karl Hans Janke, Christian Jankowski, Klaus Jörres, Anton Paul Kammerer, Klaus Killisch, Jost Krise, Andreas Küchler, Allart Laake, Wolfgang Lehmann, Via Lewandowsky, Gabriel Machemer, Steffen Mück, Guido Nagel, Christian Niccoli, Serkan Özkaya, Albert Ostermaier, Apostolos Palavrakis, Grete Peschke, Gerhard Petri, Dagmar Varady-Prinich, Neo Rauch, Mita Schamal, Michael Scheffer, Hans Scheuerecker, El Seed, Hendrik Silbermann, Johan Slabbynck, Micha Voges, Steffen Vollmer, Kai Völker, Hans J. Wegner, Jürgen Wenzel, Gerd Westermann, Karsten Wittke, Markus Wirthmann, Peik Wünsche, Ralf Ziervogel

    Zur Eröffnung der Ausstellungen laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

  • Wieland Krause / Nancy Jahns: Künstlerische Streifzüge durch Neu-Ulm

    Der in Halle lebende und lehrende Fotografen und Medienkünstler Wieland Krause unternahm bereits in Tokio und Istanbul umfangreiche Stadterkundungen. Auch seine langen Wanderungen durch Deutschland bestimmen seine künstlerische Arbeit. Indem er in seinen teils auditiven Projekten Steine, Pflanzen, Erinnerungen und Landschaften sammelt, archiviert oder fotografisch dokumentiert, untersucht er das Aufeinandertreffen von Natur und Kultur. Dabei verfolgt Wieland Krause stets eine prozesshafte Herangehensweise.

    In den fotografischen und installativen Arbeiten der in Brandenburg lebenden Künstlerin Nancy Jahns steht scheinbar Beiläufiges im Mittelpunkt. Auf Alltagsgegenständen – wie Buttermessern, Haarkämmen oder Tischtennisschlägern – bilden sich symmetrische Muster; durch starkes Gegenlicht und zeichnerisches Vorgehen inszeniert die Künstlerin ihre Bildmotive anonym und geheimnisvoll. Nancy Jahns setzt seit 30 Jahren vielfältige Ausstellungsprojekte um und erhielt 2009 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt für ihr Projekt „Zeichen des Glücks“. Teilnehmende des Streifzuges dürfen gespannt sein auf einen Streifzug voller Überraschungen in einem vertrauten Umfeld.

     

    Wieland Krause, „Ponton Field“

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    Mehr über die Arbeiten von Wieland Krause und Nancy Janhs.

  • Wieland Krause / Nancy Jahns: Künstlerische Streifzüge durch Neu-Ulm

    Der in Halle lebende und lehrende Fotografen und Medienkünstler Wieland Krause unternahm bereits in Tokio und Istanbul umfangreiche Stadterkundungen. Auch seine langen Wanderungen durch Deutschland bestimmen seine künstlerische Arbeit. Indem er in seinen teils auditiven Projekten Steine, Pflanzen, Erinnerungen und Landschaften sammelt, archiviert oder fotografisch dokumentiert, untersucht er das Aufeinandertreffen von Natur und Kultur. Dabei verfolgt Wieland Krause stets eine prozesshafte Herangehensweise.

    In den fotografischen und installativen Arbeiten der in Brandenburg lebenden Künstlerin Nancy Jahns steht scheinbar Beiläufiges im Mittelpunkt. Auf Alltagsgegenständen – wie Buttermessern, Haarkämmen oder Tischtennisschlägern – bilden sich symmetrische Muster; durch starkes Gegenlicht und zeichnerisches Vorgehen inszeniert die Künstlerin ihre Bildmotive anonym und geheimnisvoll. Nancy Jahns setzt seit 30 Jahren vielfältige Ausstellungsprojekte um und erhielt 2009 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt für ihr Projekt „Zeichen des Glücks“. Teilnehmende des Streifzuges dürfen gespannt sein auf einen Streifzug voller Überraschungen in einem vertrauten Umfeld.

     

    Wieland Krause, „Ponton Field“

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    Mehr über die Arbeiten von Wieland Krause und Nancy Janhs.

  • „It’s never too late“ – Ausstellungsrede zu neuen Arbeiten von Ernst Petras

    „It’s never too late“ – Ausstellungsrede zu neuen Arbeiten von Ernst Petras

    Kulturell natürlich ungeheuer anregend und anziehend, ein kosmopolitischer Schmelztiegel, ein Paris des Nahen Ostens, ein Ort mit mediterranem Licht und architektonischer Pracht. Ernst Petras kam in einer Phase des Wiederaufbaus in die Metropole, das kulturelle Leben expandierte wieder, die Zahl der Galerien stieg kontinuierlich. Trotzdem hatte so etwas wie Normalität im Alltag in dieser Zeit keine Chance, ebenso wenig wie heute. Militärische Totalüberwachung thronte sichtbar über allem, man konnte nicht einfach fotografieren was man wollte, ohne Gefahr zu laufen verhaftet zu werden. Auch Extremmomente gehörten zum Leben in Beirut einfach dazu, etwa wenn mal wieder uniformierte Einheiten in das Viertel einfuhren, scharf schossen und man tagelang das Haus nicht verlassen konnte.

    In dieser existenziellen Situation besann sich Ernst Petras auf eine einzige Elementarform; er fokussierte sich in seiner Arbeit ausschließlich auf das Quadrat. Ein innerer Impuls, vielleicht eine ästhetische Zuflucht. Mir erscheint das sehr nachvollziehbar. Diese Form in ihrer ausgeglichenen Statik und Symmetrie wirkt geradezu unantastbar stabil. Das Quadrat hat so etwas wie eine zwingende faktische Kraft, etwas Manifestes, etwas an dem nicht weiter gerüttelt werden kann. Ungerichtet und universell ruht das Quadrat in sich selbst, etwas geradezu Überirdisch Perfektes zeigt sich ganz augenscheinlich im Hier und jetzt. Dieses Perfekte kommt so in der Natur nicht vor – von ganz wenige Ausnahmen im kristallinen Bereich abgesehen. Wollen wir ein Quadrat erschaffen, müssen wir es konstruieren, denn das Quadrat ist eine Idee. Am Quadrat erleben wir Menschen am stärksten unseren eigenen reflektierenden Geist., der diese Form leicht aus einer chaotischen Umwelt herausfiltert, sie dechiffrieren kann, sie erkennt und liest. Das Quadrat schaut uns an.

    Es geht also auch etwas Sakrales aus von dieser Form, in vielen Kulturen gehört es zu den archaischen Symbolen. Ein Quadratischer Grundriss in der Architektur hat immer etwas Tempelhaftes. Die gotischen Baumeister begannen eine Kathedrale mit dem Quadrat der Vierung und entwickelten daraus ihre kreuzförmigen Monumentalen Baukörper. Vierung – das Wort weist auf die mathematische Entsprechung hin – die Zahl Vier wird verkörpert. Geviert – so der alte nichtlateinische Name des Quadrates.
    Während in manchen indigenen Kulturen der ganze Kosmos als quadratisch angesehen und dargestellt wurde, steht es im christlichen Kontext für das Irdische, die Erde. In der christlichen Ikonografie gibt es Darstellungen mit quadratischem Heiligenschein anstatt des Runden. Damit wollte man ausdrücken dass diese Figur noch nicht dem Himmelreich angehörte sondern hier unten wandelte.

    Das Quadrat ist eigentlich so wirkmächtig als Form, dass es keinen weiteren Inhalt braucht, um Bedeutung zu verheißen. Es ist etwas Absolutes und also kein Zufall dass es in der Moderne, wo die Bildende Kunst zu sich selbst fand in ihrer Essenz, eine so große Rolle spielt. Diese Moderne erhob das Quadrat im 20. Jahrhundert zu ihrer Ikone und wollte von ihm erlöst werden. Theo van Doesburg, Impulsgeber der konstruktivistischen Kunst formulierte:

    Was das Kreuz für die frühen Christen darstellt, repräsentiert das Quadrat für uns.
    Das Quadrat wird das Kreuz erobern.

    Wenn wir uns umschauen, dann hat es das wohl tatsächlich, aber sicher in einem anderen Sinne als es van Doesburg, Mondrian, die Bauhausmeister oder die Architekten der Gläsernen Kette postulierten. Das Quadrat wurde aus diesen geistigen Zusammenhängen herausgelöst und reduziert zum technologischen zum effizienten, zum zweckrationalen Standard.
    Das Quadrat lässt das irdische Unwägbare Organische wilde ungeordnete Leben beherrschbar erscheinen, es ist ein Werkzeug, es verkörpert das Konstruktive Schaffen des Menschen. Mit dem quadratischen Raster wird die Welt planbar und bebaubar, Bodenschätze und gegnerische Territorien werden mit quadratischen Rastern kartiert, erschlossen, eingehegt, erobert, abgewickelt. Aus Quadratischen Pixeln wird unsere mediale Wirklichkeit, unser Platonisches Höhlenkino erschaffen.

    Zurück zur Kunst – zurück zu Ernst Petras: Quadratische Kuben waren für ihn in Beirut der Ausgangspunkt, diese Würfel begann er irgendwann zu zerschneiden, sie aufzubrechen – als gegenteiligen Prozess zum konstruktiven Erschaffen. Und das dabei entstehende immer noch quadratische Fragment-Material fügte der Künstler in ungeordneter Vertikalität zu turmartigen Plastiken, den Cube Towers. Jedes einzelne Segment immer noch ein stabiles Quadrat, im Ganzen aber eine brüchige Dynamik ausrückend – es geht nicht länger aufwärts, der Turm stürzt ein, kann man assoziieren. Das Erlebnis Beirut wirkte sich, so berichtet er, auch nach der Rückkehr nach Deutschland fort – strukturierte Arbeit half ihm es zu verarbeiten. Die Skizzenbücher waren voll und die darin festgehaltenen Ideen wollten ausgeführt werden – in seinem hauptsächlichen Material Stahl.

    Ein zweiter längerer Auslandsaufenthalt schloss sich an, Caracas in Venezuela – erneut eine unsichere und politisch instabile Metropole und mindestens ebenso interessant. Wieder reiste er zunächst privat und fand wiederum hervorragende Arbeitsbedingungen, vor Ort wurde er eingeladen in einem Kunstzentrum mit angeschlossenen Ateliers quasi wie ein Artist in residence – zu arbeiten und auch in einem Museum für zeitgenössische Kunst auszustellen. In Caracas entstanden viele weitere Plastiken aus quadratischen Segmenten – die Cut Cubes.
    Nun also keine Türme, sondern wiederum kubische Formen, aber nicht geschlossen, sondern aus den quadratischen Schnittfragmenten zu neuen ungerichteten chaotischen Clusterungen zusammengesetzt – Die Linien überschneiden und durchdringen sich – dynamisieren den leeren Raum den sie als Rahmen umschließen, ermöglichen eine Fülle von Blickbezügen zwischen Plastik und dem sie umgebenden Raum.

    Der umschlossene leere Raum – das Nichts – wurde für Ernst Petras zum bestimmenden Thema in der weiteren Arbeit am und mit dem Quadrat. Nach der Rückkehr nach Deutschland entstanden Arbeiten die er mit Nix Cubes betitelte.

    Das Quadrat hat eben auch das Potenzial uns mit der Leere zu konfrontieren. Ich möchte da ein kleines Erlebnis schildern. Vor kurzem macht eich einen abendlichen Spaziergang in meinem Wohngebiet – und im Vorbeigehen blieb mein Blick unwillkürlich und magnetisch an einer Formation von Wandnischen hängen. Ich schaute dorthin, als ob dort eine Botschaft zu empfangen wäre, wusste aber nicht warum ich genau dorthin sah. Denn da war nichts, nur eine simple Reihung von Kellerfenstern in einer Neubaufassade, aber es waren quadratische Wandnischen mit quadratischen Kellerfenstern auf denen quadratische Gitter als Partialform auftraten. Was für eine geheimnisvoller geistiger Magnetismus. Wonach suche ich als Mensch in so einem Moment ?

    Diese Wirkmacht des Quadrates kennt und nutzt ja auch die Werbeindustrie. Viele erfolgreiche Marken treten mit quadratischen Logos auf. Gerade weil das Quadrat als Form so mächtig ist, kann es uns die Leere vor Augen führen, nicht nur bei einer aufgeblasenen Marke, auch in der Kunst, auch bei Ernst Petras‘ Plastiken.

    Einen dritte Gruppe von Werken möchte ich ansprechen. Nach den Türmungen und Schichtungen schuf Ernst Petras auch ausladende luzide Kugelformen aus vielen miteinander verwobenen Rundstahl-Quadraten, in der Mitte dieser Kugelform ( Globe Cube ) leuchtet ein schief gestelltes Parallelogramm, das wir unschwer als Hashtag-Raute erkennen. Dieses ein sehr eindrückliches Bild – für die verzahnte und rhizomartig verbundene Weltgesellschaft, die sich mächtige Kommunikationstechnologien erschafft, von der sie dann beeinflusst, gelenkt und auch beherrscht wird.

    Und wo wir bei der Weltkugel sind soll auch die neueste Arbeit hingewiesen sein, vor kurzem erst fertiggestellt. Wir finden in auf dieser Arbeit Wortprägungen in mehreren Sprachen, in arabisch, hebräisch und deutsch. Das dargestellte Wort ist das Wort – Ernst –

    Ja die Situation ist ernst. Beirut und Caracas sind wieder Kriegs- und Krisengebiete.
    Die Quadratur des Kreises ist bis heute nicht gelöst.
    Den Himmel auf die Erde zu holen, bleibt eine Aufgabe.
    Und dass Ernst Petras noch einmal den Titel dieser Arbeit abgeändert hat finde ich schön.
    Erst hieß es „The Game is over“ – aber nun lesen wir „It’s never to late“.
    Für die Kunst sowieso nicht.

    Jörg Wunderlich

    >> Galerie 04 Altenau

    >>  http://www.skulpturen-petras.de

     

     

  • „It’s never too late“ – Ausstellungsrede zu neuen Arbeiten von Ernst Petras

    „It’s never too late“ – Ausstellungsrede zu neuen Arbeiten von Ernst Petras

    Kulturell natürlich ungeheuer anregend und anziehend, ein kosmopolitischer Schmelztiegel, ein Paris des Nahen Ostens, ein Ort mit mediterranem Licht und architektonischer Pracht. Ernst Petras kam in einer Phase des Wiederaufbaus in die Metropole, das kulturelle Leben expandierte wieder, die Zahl der Galerien stieg kontinuierlich. Trotzdem hatte so etwas wie Normalität im Alltag in dieser Zeit keine Chance, ebenso wenig wie heute. Militärische Totalüberwachung thronte sichtbar über allem, man konnte nicht einfach fotografieren was man wollte, ohne Gefahr zu laufen verhaftet zu werden. Auch Extremmomente gehörten zum Leben in Beirut einfach dazu, etwa wenn mal wieder uniformierte Einheiten in das Viertel einfuhren, scharf schossen und man tagelang das Haus nicht verlassen konnte.

    In dieser existenziellen Situation besann sich Ernst Petras auf eine einzige Elementarform; er fokussierte sich in seiner Arbeit ausschließlich auf das Quadrat. Ein innerer Impuls, vielleicht eine ästhetische Zuflucht. Mir erscheint das sehr nachvollziehbar. Diese Form in ihrer ausgeglichenen Statik und Symmetrie wirkt geradezu unantastbar stabil. Das Quadrat hat so etwas wie eine zwingende faktische Kraft, etwas Manifestes, etwas an dem nicht weiter gerüttelt werden kann. Ungerichtet und universell ruht das Quadrat in sich selbst, etwas geradezu Überirdisch Perfektes zeigt sich ganz augenscheinlich im Hier und jetzt. Dieses Perfekte kommt so in der Natur nicht vor – von ganz wenige Ausnahmen im kristallinen Bereich abgesehen. Wollen wir ein Quadrat erschaffen, müssen wir es konstruieren, denn das Quadrat ist eine Idee. Am Quadrat erleben wir Menschen am stärksten unseren eigenen reflektierenden Geist., der diese Form leicht aus einer chaotischen Umwelt herausfiltert, sie dechiffrieren kann, sie erkennt und liest. Das Quadrat schaut uns an.

    Es geht also auch etwas Sakrales aus von dieser Form, in vielen Kulturen gehört es zu den archaischen Symbolen. Ein Quadratischer Grundriss in der Architektur hat immer etwas Tempelhaftes. Die gotischen Baumeister begannen eine Kathedrale mit dem Quadrat der Vierung und entwickelten daraus ihre kreuzförmigen Monumentalen Baukörper. Vierung – das Wort weist auf die mathematische Entsprechung hin – die Zahl Vier wird verkörpert. Geviert – so der alte nichtlateinische Name des Quadrates.
    Während in manchen indigenen Kulturen der ganze Kosmos als quadratisch angesehen und dargestellt wurde, steht es im christlichen Kontext für das Irdische, die Erde. In der christlichen Ikonografie gibt es Darstellungen mit quadratischem Heiligenschein anstatt des Runden. Damit wollte man ausdrücken dass diese Figur noch nicht dem Himmelreich angehörte sondern hier unten wandelte.

    Das Quadrat ist eigentlich so wirkmächtig als Form, dass es keinen weiteren Inhalt braucht, um Bedeutung zu verheißen. Es ist etwas Absolutes und also kein Zufall dass es in der Moderne, wo die Bildende Kunst zu sich selbst fand in ihrer Essenz, eine so große Rolle spielt. Diese Moderne erhob das Quadrat im 20. Jahrhundert zu ihrer Ikone und wollte von ihm erlöst werden. Theo van Doesburg, Impulsgeber der konstruktivistischen Kunst formulierte:

    Was das Kreuz für die frühen Christen darstellt, repräsentiert das Quadrat für uns.
    Das Quadrat wird das Kreuz erobern.

    Wenn wir uns umschauen, dann hat es das wohl tatsächlich, aber sicher in einem anderen Sinne als es van Doesburg, Mondrian, die Bauhausmeister oder die Architekten der Gläsernen Kette postulierten. Das Quadrat wurde aus diesen geistigen Zusammenhängen herausgelöst und reduziert zum technologischen zum effizienten, zum zweckrationalen Standard.
    Das Quadrat lässt das irdische Unwägbare Organische wilde ungeordnete Leben beherrschbar erscheinen, es ist ein Werkzeug, es verkörpert das Konstruktive Schaffen des Menschen. Mit dem quadratischen Raster wird die Welt planbar und bebaubar, Bodenschätze und gegnerische Territorien werden mit quadratischen Rastern kartiert, erschlossen, eingehegt, erobert, abgewickelt. Aus Quadratischen Pixeln wird unsere mediale Wirklichkeit, unser Platonisches Höhlenkino erschaffen.

    Zurück zur Kunst – zurück zu Ernst Petras: Quadratische Kuben waren für ihn in Beirut der Ausgangspunkt, diese Würfel begann er irgendwann zu zerschneiden, sie aufzubrechen – als gegenteiligen Prozess zum konstruktiven Erschaffen. Und das dabei entstehende immer noch quadratische Fragment-Material fügte der Künstler in ungeordneter Vertikalität zu turmartigen Plastiken, den Cube Towers. Jedes einzelne Segment immer noch ein stabiles Quadrat, im Ganzen aber eine brüchige Dynamik ausrückend – es geht nicht länger aufwärts, der Turm stürzt ein, kann man assoziieren. Das Erlebnis Beirut wirkte sich, so berichtet er, auch nach der Rückkehr nach Deutschland fort – strukturierte Arbeit half ihm es zu verarbeiten. Die Skizzenbücher waren voll und die darin festgehaltenen Ideen wollten ausgeführt werden – in seinem hauptsächlichen Material Stahl.

    Ein zweiter längerer Auslandsaufenthalt schloss sich an, Caracas in Venezuela – erneut eine unsichere und politisch instabile Metropole und mindestens ebenso interessant. Wieder reiste er zunächst privat und fand wiederum hervorragende Arbeitsbedingungen, vor Ort wurde er eingeladen in einem Kunstzentrum mit angeschlossenen Ateliers quasi wie ein Artist in residence – zu arbeiten und auch in einem Museum für zeitgenössische Kunst auszustellen. In Caracas entstanden viele weitere Plastiken aus quadratischen Segmenten – die Cut Cubes.
    Nun also keine Türme, sondern wiederum kubische Formen, aber nicht geschlossen, sondern aus den quadratischen Schnittfragmenten zu neuen ungerichteten chaotischen Clusterungen zusammengesetzt – Die Linien überschneiden und durchdringen sich – dynamisieren den leeren Raum den sie als Rahmen umschließen, ermöglichen eine Fülle von Blickbezügen zwischen Plastik und dem sie umgebenden Raum.

    Der umschlossene leere Raum – das Nichts – wurde für Ernst Petras zum bestimmenden Thema in der weiteren Arbeit am und mit dem Quadrat. Nach der Rückkehr nach Deutschland entstanden Arbeiten die er mit Nix Cubes betitelte.

    Das Quadrat hat eben auch das Potenzial uns mit der Leere zu konfrontieren. Ich möchte da ein kleines Erlebnis schildern. Vor kurzem macht eich einen abendlichen Spaziergang in meinem Wohngebiet – und im Vorbeigehen blieb mein Blick unwillkürlich und magnetisch an einer Formation von Wandnischen hängen. Ich schaute dorthin, als ob dort eine Botschaft zu empfangen wäre, wusste aber nicht warum ich genau dorthin sah. Denn da war nichts, nur eine simple Reihung von Kellerfenstern in einer Neubaufassade, aber es waren quadratische Wandnischen mit quadratischen Kellerfenstern auf denen quadratische Gitter als Partialform auftraten. Was für eine geheimnisvoller geistiger Magnetismus. Wonach suche ich als Mensch in so einem Moment ?

    Diese Wirkmacht des Quadrates kennt und nutzt ja auch die Werbeindustrie. Viele erfolgreiche Marken treten mit quadratischen Logos auf. Gerade weil das Quadrat als Form so mächtig ist, kann es uns die Leere vor Augen führen, nicht nur bei einer aufgeblasenen Marke, auch in der Kunst, auch bei Ernst Petras‘ Plastiken.

    Einen dritte Gruppe von Werken möchte ich ansprechen. Nach den Türmungen und Schichtungen schuf Ernst Petras auch ausladende luzide Kugelformen aus vielen miteinander verwobenen Rundstahl-Quadraten, in der Mitte dieser Kugelform ( Globe Cube ) leuchtet ein schief gestelltes Parallelogramm, das wir unschwer als Hashtag-Raute erkennen. Dieses ein sehr eindrückliches Bild – für die verzahnte und rhizomartig verbundene Weltgesellschaft, die sich mächtige Kommunikationstechnologien erschafft, von der sie dann beeinflusst, gelenkt und auch beherrscht wird.

    Und wo wir bei der Weltkugel sind soll auch die neueste Arbeit hingewiesen sein, vor kurzem erst fertiggestellt. Wir finden in auf dieser Arbeit Wortprägungen in mehreren Sprachen, in arabisch, hebräisch und deutsch. Das dargestellte Wort ist das Wort – Ernst –

    Ja die Situation ist ernst. Beirut und Caracas sind wieder Kriegs- und Krisengebiete.
    Die Quadratur des Kreises ist bis heute nicht gelöst.
    Den Himmel auf die Erde zu holen, bleibt eine Aufgabe.
    Und dass Ernst Petras noch einmal den Titel dieser Arbeit abgeändert hat finde ich schön.
    Erst hieß es „The Game is over“ – aber nun lesen wir „It’s never to late“.
    Für die Kunst sowieso nicht.

    Jörg Wunderlich

    >> Galerie 04 Altenau

    >>  http://www.skulpturen-petras.de