Kategorie: Diskurs

  • „A.D.M.D.M.G.A.G.S.H.D.K.S.K.R.M.D.P.A.S.A.W.“ – Gastspiel der Stiftung Kunstfonds in Halle

    „A.D.M.D.M.G.A.G.S.H.D.K.S.K.R.M.D.P.A.S.A.W.“ – Gastspiel der Stiftung Kunstfonds in Halle

    Ein kuratorisches Team mit der Halleschen Künstlerin Christine Bergmann als Jurymitglied wählte dafür elf Positionen aus einem Pool mit mehr als 80 zuletzt mit einem Arbeitsstipendium geförderten Künstlerinnen und Künstler aus.

    Wer die Ausstellung erkunden wollte, betrat als erstes eine Installation von Anna Schimkat. Mit einer Reihe fiktiver Baustützen definierte die Künstlerin das Areal einer räumlichen Intervention. An den vertikalen Elementen angebrachte Druckschalter ermöglichten haptische Interaktion. Betätigte man die Schalter, ertönten getaktete akustische Signale, wie sie an Verkehrsampeln verwendet werden. Diese verdichteten sich je nach Anzahl der Aktivierungen zu einer anschwellenden und schließlich verstörenden Soundsequenz. Zu dieser überzeugenden Arbeit im visuellen Dialog standen einerseits die großformatigen, analog aufgenommenen fotografischen Abstraktionen von Andrea Gruetzner sowie auf der anderen Raumseite die Elemente einer Mixed Media Plastik aus Beton und Stahl von Marta Dyachenko.

    Auf diese urbanen Themensetzungen folgte eine weitere installative Arbeit – bestehend aus einer stufenweisen Anordnung verfremdeter Stuhlobjekte. Spielerisch bis ins Absurde getrieben dekonstruierte der in Bildhauer David Polzin hier anhand eines ikonischen Wohnasseccoires die modernen Erzählungen deutsch-deutscher Designgeschichte.

    Der Bildhauer André Wischnewski war zum einen mit einer raumgreifenden Skulptur aus Metalldraht vertreten, zum anderen mit einer mehrteiligen Wandarbeit aus sich überlagernden Papierschnittresten fiktiver Comiczeitschriften. In beiden Arbeiten richtete sich der ästhetische Fokus auf eine Leere des Zwischenraums – entweder als dynamische Aktivierung oder wie im Fall der Papierarbeiten als statisch-konstruktiver Restbestand nach gewaltsamer Entfernung von „Inhalten“.

    Die Malerei von Ry Mordechay zeichnet sich durch ein beiläufig wirkendes Vokabular aus, das aus symbolhaften und flächigen Elementen sowie zeichnerischen Andeutungen besteht. In ihrer bildschirmhaften Objekthaftigkeit verwiesen die beiden in Halle gezeigten Arbeiten zudem auf zeitgenössische elektronische Medien.

    Mordechay

     

    Einen unbestreitbaren Mittel- und Höhepunkt der Ausstellung bildete schließlich die dreiflügelige Filminstallation „EXIT ATHENA“ von Selma Laura Köran. In dieser gemeinsam mit dem Museum Folkwang realisierten Produktion bezieht sich die Künstlerin auf „Hesiods“ Theogonie aus dem Jahr 700 v.Chr. Als Ausgangspunkt und Kontext ihrer opulent inszenierten Collage aus Real- und Animationsszenen setzte Köran ein fiktives letztes Kapitel des antiken Textes. In diesem gerät die Hierarchie der angestammten Götterwelt durch eine rebellische Athene in Bewegung. Neben aufwendig kostümierten Statisten, die auf den Tribünen eines Amphitheaters platziert sind, setzte die Künstlerin Stop-Motion-Szenen unter Verwendung von Knetmassen und Keramik ein. In der medialen Zusammenführung entstand ein ein persiflierender und surreal übersteigerter audiovisueller Parkour.

     

    Install

    Ein mal jährlich vergibt die aus der Künstlerschaft und dem Kunstbetrieb heraus getragene Stiftung Kunstfonds ein Konvolut von gut dotierten Arbeitsstipendien – ohne Altersgrenzen. Die Vergaberegeln sind transparent und demokratisch, die Jurys wechseln in dreijährigem Turnus. Eine weitere Aktivität der Stiftung ist das von Künstlern ins Leben Künstler*innenarchiv in Brauweiler – eine Plattform für die Organisation und Aufbewahrung physischer künstlerischer Nachlässe und Vorlässe.

    Im Jahr 2024 protestierte der Stiftungsrat öffentlichkeitswirksam gegen die von der damaligen Kulturstaatsministerin Clauda Roth noch vorgenommen Budgetkürzung zugunsten der Filmförderung. Auch wenn nach den Protesten das Volumen der Streichung verringert wurde,
    steht theoretisch nun ein Viertel weniger an Budget zur Verfügung. Von Planungssicherheit kann trotzdem keine Rede sein, denn nach dem vorzeitigen Ende der Ampel-Regierung herrscht  immer noch Unklarheit über künftige Förderungen. Auch die Mittel für das laufende Jahr wurden nur vorbehaltlich bewilligt. Sowohl für den Kunstfonds als auch die zu Fördernden ist das eine Herausforderung. Im schlimmsten Fall war die Hallenser Ausstellung also die letzte Präsentation einer vorbildlichen und wünschenswert autonom agierenden Förderderinstitution für Künstler.

    Immerhin sieht der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD eine „Stabilisierung“ aller Bundeskulturfonds, damit auch des Kunstfonds, vor. Man darf gespannt sein, ob diese Ankündigung eingehalten wird.

     

    Jörg Wunderlich

  • „A.D.M.D.M.G.A.G.S.H.D.K.S.K.R.M.D.P.A.S.A.W.“ – Gastspiel der Stiftung Kunstfonds in Halle

    „A.D.M.D.M.G.A.G.S.H.D.K.S.K.R.M.D.P.A.S.A.W.“ – Gastspiel der Stiftung Kunstfonds in Halle

    Ein kuratorisches Team mit der Halleschen Künstlerin Christine Bergmann als Jurymitglied wählte dafür elf Positionen aus einem Pool mit mehr als 80 zuletzt mit einem Arbeitsstipendium geförderten Künstlerinnen und Künstler aus.

    Wer die Ausstellung erkunden wollte, betrat als erstes eine Installation von Anna Schimkat. Mit einer Reihe fiktiver Baustützen definierte die Künstlerin das Areal einer räumlichen Intervention. An den vertikalen Elementen angebrachte Druckschalter ermöglichten haptische Interaktion. Betätigte man die Schalter, ertönten getaktete akustische Signale, wie sie an Verkehrsampeln verwendet werden. Diese verdichteten sich je nach Anzahl der Aktivierungen zu einer anschwellenden und schließlich verstörenden Soundsequenz. Zu dieser überzeugenden Arbeit im visuellen Dialog standen einerseits die großformatigen, analog aufgenommenen fotografischen Abstraktionen von Andrea Gruetzner sowie auf der anderen Raumseite die Elemente einer Mixed Media Plastik aus Beton und Stahl von Marta Dyachenko.

    Auf diese urbanen Themensetzungen folgte eine weitere installative Arbeit – bestehend aus einer stufenweisen Anordnung verfremdeter Stuhlobjekte. Spielerisch bis ins Absurde getrieben dekonstruierte der in Bildhauer David Polzin hier anhand eines ikonischen Wohnasseccoires die modernen Erzählungen deutsch-deutscher Designgeschichte.

    Der Bildhauer André Wischnewski war zum einen mit einer raumgreifenden Skulptur aus Metalldraht vertreten, zum anderen mit einer mehrteiligen Wandarbeit aus sich überlagernden Papierschnittresten fiktiver Comiczeitschriften. In beiden Arbeiten richtete sich der ästhetische Fokus auf eine Leere des Zwischenraums – entweder als dynamische Aktivierung oder wie im Fall der Papierarbeiten als statisch-konstruktiver Restbestand nach gewaltsamer Entfernung von „Inhalten“.

    Die Malerei von Ry Mordechay zeichnet sich durch ein beiläufig wirkendes Vokabular aus, das aus symbolhaften und flächigen Elementen sowie zeichnerischen Andeutungen besteht. In ihrer bildschirmhaften Objekthaftigkeit verwiesen die beiden in Halle gezeigten Arbeiten zudem auf zeitgenössische elektronische Medien.

    Mordechay

     

    Einen unbestreitbaren Mittel- und Höhepunkt der Ausstellung bildete schließlich die dreiflügelige Filminstallation „EXIT ATHENA“ von Selma Laura Köran. In dieser gemeinsam mit dem Museum Folkwang realisierten Produktion bezieht sich die Künstlerin auf „Hesiods“ Theogonie aus dem Jahr 700 v.Chr. Als Ausgangspunkt und Kontext ihrer opulent inszenierten Collage aus Real- und Animationsszenen setzte Köran ein fiktives letztes Kapitel des antiken Textes. In diesem gerät die Hierarchie der angestammten Götterwelt durch eine rebellische Athene in Bewegung. Neben aufwendig kostümierten Statisten, die auf den Tribünen eines Amphitheaters platziert sind, setzte die Künstlerin Stop-Motion-Szenen unter Verwendung von Knetmassen und Keramik ein. In der medialen Zusammenführung entstand ein ein persiflierender und surreal übersteigerter audiovisueller Parkour.

     

    Install

    Ein mal jährlich vergibt die aus der Künstlerschaft und dem Kunstbetrieb heraus getragene Stiftung Kunstfonds ein Konvolut von gut dotierten Arbeitsstipendien – ohne Altersgrenzen. Die Vergaberegeln sind transparent und demokratisch, die Jurys wechseln in dreijährigem Turnus. Eine weitere Aktivität der Stiftung ist das von Künstlern ins Leben Künstler*innenarchiv in Brauweiler – eine Plattform für die Organisation und Aufbewahrung physischer künstlerischer Nachlässe und Vorlässe.

    Im Jahr 2024 protestierte der Stiftungsrat öffentlichkeitswirksam gegen die von der damaligen Kulturstaatsministerin Clauda Roth noch vorgenommen Budgetkürzung zugunsten der Filmförderung. Auch wenn nach den Protesten das Volumen der Streichung verringert wurde,
    steht theoretisch nun ein Viertel weniger an Budget zur Verfügung. Von Planungssicherheit kann trotzdem keine Rede sein, denn nach dem vorzeitigen Ende der Ampel-Regierung herrscht  immer noch Unklarheit über künftige Förderungen. Auch die Mittel für das laufende Jahr wurden nur vorbehaltlich bewilligt. Sowohl für den Kunstfonds als auch die zu Fördernden ist das eine Herausforderung. Im schlimmsten Fall war die Hallenser Ausstellung also die letzte Präsentation einer vorbildlichen und wünschenswert autonom agierenden Förderderinstitution für Künstler.

    Immerhin sieht der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD eine „Stabilisierung“ aller Bundeskulturfonds, damit auch des Kunstfonds, vor. Man darf gespannt sein, ob diese Ankündigung eingehalten wird.

     

    Jörg Wunderlich

  • 10 Jahre Akademie der Künste Sachsen-Anhalt

    Aus dem Gesprächsraum Akademie heraus wurden in den vergangenen 10 Jahren Dutzende Projektideen entwickelt, Kooperationen und Veranstaltungen durchgeführt und der Gesellschaft in Form von Ausstellungen, Symposien, Soiréen, Almanachen und Zeitschriften präsentiert bzw. zur Verfügung gestellt. Wir danken allen, die bei den verschiedensten Anlässen mitwirkten, sich mit ihrem Geist, ihrem Engagement und ihrem Enthusiasmus am Geschehen beteiligten und die Akademie mit künstlerischem Leben erfüllten.

    Am 15. März ab 14 Uhr werden wir dieses Jubiläum mit Umtrunk, Austausch und Aktionen
    im Atelier von Wieland Krause feiern.

    Herzlich
    Nancy Jahns, Silvio Beck, Carl Vetter und Maria Meinel
    Vorstand der Akademie

  • 10 Jahre Akademie der Künste Sachsen-Anhalt

    Aus dem Gesprächsraum Akademie heraus wurden in den vergangenen 10 Jahren Dutzende Projektideen entwickelt, Kooperationen und Veranstaltungen durchgeführt und der Gesellschaft in Form von Ausstellungen, Symposien, Soiréen, Almanachen und Zeitschriften präsentiert bzw. zur Verfügung gestellt. Wir danken allen, die bei den verschiedensten Anlässen mitwirkten, sich mit ihrem Geist, ihrem Engagement und ihrem Enthusiasmus am Geschehen beteiligten und die Akademie mit künstlerischem Leben erfüllten.

    Am 15. März ab 14 Uhr werden wir dieses Jubiläum mit Umtrunk, Austausch und Aktionen
    im Atelier von Wieland Krause feiern.

    Herzlich
    Nancy Jahns, Silvio Beck, Carl Vetter und Maria Meinel
    Vorstand der Akademie

  • Ein Buch für die Wand: Olaf Wegewitz und seine Cage-Interpretation ‚ASLSP leben Steine‘

    Ein Buch für die Wand: Olaf Wegewitz und seine Cage-Interpretation ‚ASLSP leben Steine‘

    Fördervereinschef Jörg Spix zeigte sich als begrüßender Moderator sichtlich erfreut über das große Interesse im Saal, der bis auf den letzten Stuhl gefüllt war. Das Orgelprojekt in der Burchardi-Kirche locke mittlerweile 10.000 Besucher aus aller Welt nach Halberstadt – Tendenz wachsend. Zuletzt konnte man eine Schenkung von Tuschebildern aus einem Cage-Happenings in die wachsende Kunstsammlung des Hauses integrieren. Werk und die Gedankenwelt von Cage wolle man in Zukunft mit einer Cage-Academy in die Gesellschaft tragen.

    Olaf Wegewitz lebt unweit des Aufführungsortes von John Cages Orgelstück „Organ2/ASLSP“, das noch bis zum Jahr 2640 in Halberstadt erklingen soll. Mit der Musik von John Cage sei er schon in den 1970er Jahren in Leipzig in Berührung gekommen, berichtete der Künstler beim Talk auf dem Sofa.

     

    Mit seiner Arbeit ‚ASLSP leben Steine‘ bezog sich Wegewitz unmittelbar auf das Langzeitstück und adaptierte für die bildnerische Umsetzung auch das Zufallsprinzip, mit dem Cage in der Partitur die Tonhöhen festlegte. Die Zeitsequenzen der musikalischen Komposition übertrug Wegewitz in räumliche Längen seiner Papierbögen, aus denen die Installation wandseitig besteht. Um das Langzeitprinzip „As SLow aS Possible“ auch für die visuelle Darstellung der Töne anzuwenden, entschied sich der Künstler, die Einzeltöne jeweils durch die Form eines Steines zu symbolisieren.  Jeden auf diese Weise dargestellten Stein sammelte er zuvor als Objekt, nummerierte und archivierte ihn sichtbar in einem Schaukasten als Teil des Kunstwerkes. Steine als älteste Artefakte der Landschaft schienen ihm am besten geeignet, der musikalischen Idee von Cage zu entsprechen, die Aufführungszeit so lang wie möglich zu dehnen. John Cage hatte sein Stück im Jahr 1985 ursprünglich für Piano komponiert und dafür ein Zufallsprogramm auf einem Computer genutzt. Olaf Wegewitz legte die Positionen der Steine mit Würfeln fest – auch das eine Interpretation von Langsamkeit.

    Wegewitz ist bekannt für Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis von menschlicher Gesellschaft und er Natur beschäftigen. Sein wichtigstes Medium sind Künstlerbücher, von denen er bislang mehr als 180 geschaffen hat. Auch die Halberstädter Cage-Arbeit habe er als „Buch für die Wand“ geschaffen.

     ASLSP leben Steine Detail2

     

     

  • Ein Buch für die Wand: Olaf Wegewitz und seine Cage-Interpretation ‚ASLSP leben Steine‘

    Ein Buch für die Wand: Olaf Wegewitz und seine Cage-Interpretation ‚ASLSP leben Steine‘

    Fördervereinschef Jörg Spix zeigte sich als begrüßender Moderator sichtlich erfreut über das große Interesse im Saal, der bis auf den letzten Stuhl gefüllt war. Das Orgelprojekt in der Burchardi-Kirche locke mittlerweile 10.000 Besucher aus aller Welt nach Halberstadt – Tendenz wachsend. Zuletzt konnte man eine Schenkung von Tuschebildern aus einem Cage-Happenings in die wachsende Kunstsammlung des Hauses integrieren. Werk und die Gedankenwelt von Cage wolle man in Zukunft mit einer Cage-Academy in die Gesellschaft tragen.

    Olaf Wegewitz lebt unweit des Aufführungsortes von John Cages Orgelstück „Organ2/ASLSP“, das noch bis zum Jahr 2640 in Halberstadt erklingen soll. Mit der Musik von John Cage sei er schon in den 1970er Jahren in Leipzig in Berührung gekommen, berichtete der Künstler beim Talk auf dem Sofa.

     

    Mit seiner Arbeit ‚ASLSP leben Steine‘ bezog sich Wegewitz unmittelbar auf das Langzeitstück und adaptierte für die bildnerische Umsetzung auch das Zufallsprinzip, mit dem Cage in der Partitur die Tonhöhen festlegte. Die Zeitsequenzen der musikalischen Komposition übertrug Wegewitz in räumliche Längen seiner Papierbögen, aus denen die Installation wandseitig besteht. Um das Langzeitprinzip „As SLow aS Possible“ auch für die visuelle Darstellung der Töne anzuwenden, entschied sich der Künstler, die Einzeltöne jeweils durch die Form eines Steines zu symbolisieren.  Jeden auf diese Weise dargestellten Stein sammelte er zuvor als Objekt, nummerierte und archivierte ihn sichtbar in einem Schaukasten als Teil des Kunstwerkes. Steine als älteste Artefakte der Landschaft schienen ihm am besten geeignet, der musikalischen Idee von Cage zu entsprechen, die Aufführungszeit so lang wie möglich zu dehnen. John Cage hatte sein Stück im Jahr 1985 ursprünglich für Piano komponiert und dafür ein Zufallsprogramm auf einem Computer genutzt. Olaf Wegewitz legte die Positionen der Steine mit Würfeln fest – auch das eine Interpretation von Langsamkeit.

    Wegewitz ist bekannt für Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis von menschlicher Gesellschaft und er Natur beschäftigen. Sein wichtigstes Medium sind Künstlerbücher, von denen er bislang mehr als 180 geschaffen hat. Auch die Halberstädter Cage-Arbeit habe er als „Buch für die Wand“ geschaffen.

     ASLSP leben Steine Detail2

     

     

  • Für T.O., von Nancy Jahns

    Unvergesslich für mich die von ihm kuratierte Annelies-Štrba-Ausstellung auf der Empore des noch „Turnhalle“ genannten Seitenflügels der Moritzburg in den 90er Jahren, oder auch „Die Zweite Avantgarde“, ebenfalls in der Moritzburg, 2007.

    Ich erinnere mich auch an eine wunderbare kleine Schau zu osteuropäischer Photographie in der ehemaligen Galerie Marktschlößchen, zu dieser Zeit bereits am Domplatz ansässig. Sie konnte dort gezeigt werden durch seine Vermittlung an Ulrich Zeiner …

    T.O. war ein profunder Kenner und für Halle eine Verbindungsfigur zur welt- und zeitweit verzweigten Photographie. Immer war er dafür unterwegs. – Er war auch steter Besucher der Ausstellungen, auch jener in der damaligen Galerie Raum HELLROT in Halle, die ich 2007 bis 2014 (mit meinem Kollegen Sven Großkreutz) betrieb. T.O. war einer der wenigen Mitarbeiter der Moritzburg Halle, die regelmäßig auch mit der hiesigen aktuellen Kunst-und Photo-Szene in Kontakt waren. Durch ihn konnten wir nicht zuletzt 2011 die Ausstellung von Walter Danz mit Archivabzügen aus der Photographischen Sammlung der Moritzburg zeigen. Durch eine Sichtung von durch T.O. ausgesuchten Teilen der Sammlung entdeckten wir dieses Kleinod – kaum bekannte und doch sehr feine und genau ausgeführte poetische Photographien. – Es war unkompliziert und großzügig, unserer Galerie das zu ermöglichen.

    T.O. war immer im Gespräch, immer in der Stadt, immer zu den Eröffnungen. Ehrlich und nachdenklich. Fragend. Ob im persönlichen Gespräch oder als Redner. Unvergesslich seine bedächtige, leise, heisere, manchmal fast nicht hörbare Stimme. Danke und Ade – T.O.

    Nancy Jahns, September 2024

  • Für T.O., von Nancy Jahns

    Unvergesslich für mich die von ihm kuratierte Annelies-Štrba-Ausstellung auf der Empore des noch „Turnhalle“ genannten Seitenflügels der Moritzburg in den 90er Jahren, oder auch „Die Zweite Avantgarde“, ebenfalls in der Moritzburg, 2007.

    Ich erinnere mich auch an eine wunderbare kleine Schau zu osteuropäischer Photographie in der ehemaligen Galerie Marktschlößchen, zu dieser Zeit bereits am Domplatz ansässig. Sie konnte dort gezeigt werden durch seine Vermittlung an Ulrich Zeiner …

    T.O. war ein profunder Kenner und für Halle eine Verbindungsfigur zur welt- und zeitweit verzweigten Photographie. Immer war er dafür unterwegs. – Er war auch steter Besucher der Ausstellungen, auch jener in der damaligen Galerie Raum HELLROT in Halle, die ich 2007 bis 2014 (mit meinem Kollegen Sven Großkreutz) betrieb. T.O. war einer der wenigen Mitarbeiter der Moritzburg Halle, die regelmäßig auch mit der hiesigen aktuellen Kunst-und Photo-Szene in Kontakt waren. Durch ihn konnten wir nicht zuletzt 2011 die Ausstellung von Walter Danz mit Archivabzügen aus der Photographischen Sammlung der Moritzburg zeigen. Durch eine Sichtung von durch T.O. ausgesuchten Teilen der Sammlung entdeckten wir dieses Kleinod – kaum bekannte und doch sehr feine und genau ausgeführte poetische Photographien. – Es war unkompliziert und großzügig, unserer Galerie das zu ermöglichen.

    T.O. war immer im Gespräch, immer in der Stadt, immer zu den Eröffnungen. Ehrlich und nachdenklich. Fragend. Ob im persönlichen Gespräch oder als Redner. Unvergesslich seine bedächtige, leise, heisere, manchmal fast nicht hörbare Stimme. Danke und Ade – T.O.

    Nancy Jahns, September 2024

  • T.O. Immisch, 1953–2024. Ein Nachruf von Maria Meinel

    Mitte der 1990er war das, bei einer Ausstellungseröffnung. Getroffen, geschwatzt, und das Funkeln im andern erkannt. Dann hab ich dich für ein paar Jahre aus den Augen verloren, war nach Spanien gezogen. Nach meiner Rückkehr traf ich dich wieder. 2004, beim Dachbodenfest einer Freundin. Ich erzählte dir von meinem steten Bedürfnis, Bilder mit Text zu verbinden. Dir fiel sofort eine „Spielwiese“ dafür ein: Die Rubrik „Ein Bild“ des Rundbriefs Fotografie. Ein Anruf. „Kritik der Starre“ wurde mein erster Essay zur Fotokunst; es war der Beginn unserer langjährigen Zusammenarbeit.

    Deine Art, die Dinge wahrzunehmen, war vertraut und überzeugend. Zuerst kommt das empathische Sehen, das unverstellte Wahrnehmen, dann erst das Einlassen auf Bildästhetik, Formensprache und fotohistorische Bezüge. Im einen wach, im andern kompromisslos. Mit Gespür fürs Gegenüber und mit Leidenschaft für die Sache. Von dir lernte ich. Gemeinsame Publikationen entstanden, wie der im Rahmen deiner langjährigen Tätigkeit als Kustos der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg entstandene Band „Die Zweite Avantgarde. Das Fotoforum Kassel 1972-1982“ oder zuletzt die Werkausgabe zu Semjon Prosjak, dessen fotografischen Nachlass du gemeinsam mit René Schäffer retten und erschließen konntest.

    Du hattest ein Auge für das Besondere im Schlichten, das Ergreifende im Alltäglichen, die Verletzlichkeit hinter Rohem, die über die bloße Bildaussage hinausweist. Damit hast du viele erreicht und berührt. Wer deine Texte las und deinen Reden lauschte, verstand: Da war einer, der mit Seele sah.

    Auch für die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt warst du eine unschätzbare Bereicherung mit deinem Wissen, deiner Begeisterungsfähigkeit und deiner Offenheit für neue Projekte, wie die von Moritz Götze vermittelte Leni-Sinclair-Ausstellung, die du kuratiertest. Internationale Photokunst in Halle an der Saale, dafür hast du gelebt. (Photographie schriebst du im Übrigen energisch „mit ph!“. Und deine Reden mit der Hand und in Cafés.)

    Wir werden dich vermissen, du großartiger Redner, feinsinniger Kritiker und profunder Kenner der Fotografiegeschichte.

    Ja, T.O., wir haben die Chance des Glücksfunds gut genutzt.

    Maria Meinel, 2. September 2024

     

    T.O. Immisch hatte Psychologie und Kunstgeschichte in Berlin und Halle studiert. 1987 bis 2018 war er Gründungskurator der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale). Er war Ausstellungskurator, Autor und Herausgeber unzähliger Publikationen zur Photographie des Neuen Sehens, der ostdeutschen und osteuropäischen Photographie nach 1945 sowie der zeitgenössischen internationalen Photokunst. 2022 gründete er gemeinsam mit Mario Schneider und Stefanie Wiesel die Helle Kammer – Raum für Fotografie in Halle (Saale).

     

    Aus dem Netz:

    Nachruf von Manuela Winter und Thomas Bauer-Friedrich, Kunstmuseum Moritzburg
    Helle Kammer – Raum für Fotografie, Halle
    Nachruf von Katja Pausch in der MZ
    Abschied und Würdigung mit Audios von Eva Mahn und Thomas Bauer-Friedrich auf mdr.de

  • T.O. Immisch, 1953–2024. Ein Nachruf von Maria Meinel

    Mitte der 1990er war das, bei einer Ausstellungseröffnung. Getroffen, geschwatzt, und das Funkeln im andern erkannt. Dann hab ich dich für ein paar Jahre aus den Augen verloren, war nach Spanien gezogen. Nach meiner Rückkehr traf ich dich wieder. 2004, beim Dachbodenfest einer Freundin. Ich erzählte dir von meinem steten Bedürfnis, Bilder mit Text zu verbinden. Dir fiel sofort eine „Spielwiese“ dafür ein: Die Rubrik „Ein Bild“ des Rundbriefs Fotografie. Ein Anruf. „Kritik der Starre“ wurde mein erster Essay zur Fotokunst; es war der Beginn unserer langjährigen Zusammenarbeit.

    Deine Art, die Dinge wahrzunehmen, war vertraut und überzeugend. Zuerst kommt das empathische Sehen, das unverstellte Wahrnehmen, dann erst das Einlassen auf Bildästhetik, Formensprache und fotohistorische Bezüge. Im einen wach, im andern kompromisslos. Mit Gespür fürs Gegenüber und mit Leidenschaft für die Sache. Von dir lernte ich. Gemeinsame Publikationen entstanden, wie der im Rahmen deiner langjährigen Tätigkeit als Kustos der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg entstandene Band „Die Zweite Avantgarde. Das Fotoforum Kassel 1972-1982“ oder zuletzt die Werkausgabe zu Semjon Prosjak, dessen fotografischen Nachlass du gemeinsam mit René Schäffer retten und erschließen konntest.

    Du hattest ein Auge für das Besondere im Schlichten, das Ergreifende im Alltäglichen, die Verletzlichkeit hinter Rohem, die über die bloße Bildaussage hinausweist. Damit hast du viele erreicht und berührt. Wer deine Texte las und deinen Reden lauschte, verstand: Da war einer, der mit Seele sah.

    Auch für die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt warst du eine unschätzbare Bereicherung mit deinem Wissen, deiner Begeisterungsfähigkeit und deiner Offenheit für neue Projekte, wie die von Moritz Götze vermittelte Leni-Sinclair-Ausstellung, die du kuratiertest. Internationale Photokunst in Halle an der Saale, dafür hast du gelebt. (Photographie schriebst du im Übrigen energisch „mit ph!“. Und deine Reden mit der Hand und in Cafés.)

    Wir werden dich vermissen, du großartiger Redner, feinsinniger Kritiker und profunder Kenner der Fotografiegeschichte.

    Ja, T.O., wir haben die Chance des Glücksfunds gut genutzt.

    Maria Meinel, 2. September 2024

     

    T.O. Immisch hatte Psychologie und Kunstgeschichte in Berlin und Halle studiert. 1987 bis 2018 war er Gründungskurator der Sammlung Fotografie am Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale). Er war Ausstellungskurator, Autor und Herausgeber unzähliger Publikationen zur Photographie des Neuen Sehens, der ostdeutschen und osteuropäischen Photographie nach 1945 sowie der zeitgenössischen internationalen Photokunst. 2022 gründete er gemeinsam mit Mario Schneider und Stefanie Wiesel die Helle Kammer – Raum für Fotografie in Halle (Saale).

     

    Aus dem Netz:

    Nachruf von Manuela Winter und Thomas Bauer-Friedrich, Kunstmuseum Moritzburg
    Helle Kammer – Raum für Fotografie, Halle
    Nachruf von Katja Pausch in der MZ
    Abschied und Würdigung mit Audios von Eva Mahn und Thomas Bauer-Friedrich auf mdr.de