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  • Frühling 2020_02 Chris Jarrett

    Frühling 2020_02 Chris Jarrett

    Lebenslauf
    Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt
    All uns nieder; das Leid beuget gewaltiger;
    Doch es kehret umsonst nicht
    Unser Bogen, woher er kommt.

    Aufwärts oder hinab! herrschet in heil’ger Nacht,
    Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,
    Herrscht im schiefesten Orkus
    Nicht ein Grades, ein Recht noch auch?

    Diß erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich
    Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,
    Daß ich wüßte, mit Vorsicht
    Mich des ebenen Pfads geführt.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern’,
    Und verstehe die Freiheit,
    Aufzubrechen, wohin er will.

     


  • Frühling 2020_01 André Schinkel

    Frühling 2020_01 André Schinkel

    Thank you for all the doubts, and for all the questioning,

    for all the loneliness and for all the suffering.

    For all the emptiness, and the scars it left inside.

    it inspired in me, an impetus to fight.

    To all who stood with me, when we stood as one.

    Thank you for guiding me, for bringing me home.

    And if it seems that I‘m obliged to say these words,

    I write this in gratitude, the least that you deserve.

    Ronan Harris, Gratitude, 2011. (From Automatic.)

    Foto: Dirk Skiba.

  • Frühling 2020_01 André Schinkel

    Frühling 2020_01 André Schinkel

    Thank you for all the doubts, and for all the questioning,

    for all the loneliness and for all the suffering.

    For all the emptiness, and the scars it left inside.

    it inspired in me, an impetus to fight.

    To all who stood with me, when we stood as one.

    Thank you for guiding me, for bringing me home.

    And if it seems that I‘m obliged to say these words,

    I write this in gratitude, the least that you deserve.

    Ronan Harris, Gratitude, 2011. (From Automatic.)

    Foto: Dirk Skiba.

  • Eröffnung der Ausstellung Almanach 01-04, und fünfter Geburtstag unseres Akademieprojekts

    Nach einer Begrüßung durch Alexander Suckel, dem Leiter des Literaturhauses sprach Clara Hofmann (Kunsthistorikerin, Leipzig) (*). Im Anschluß folgte eine Tanzperformance des jungen Tanz-Kollektivs „Movimentum“ (Anne Scholze und Holdine Wolter) aus Halle, eine Performance mit Steinklängen von dem Künstler Carl Vetter sowie Lesungen durch die halleschen Autoren Peter Winzer, André Schinkel und Mario Schneider. Unser korrespondierendes Mitglied Chris Jarrett schickte einen musikalischen Geburtstagsgruß aus der Ferne.
    Wir bedanken uns bei allen, die bei der Vorbereitung der Ausstellung geholfen haben, bei allen Künstlern die sich bei den Almanachen beteiligt haben und bei allen Gästen für diesen schönen gemeinsamen Abend.
    https://www.mz-web.de/kultur/wo-wir-sind-akademie-der-kuenste-sachsen-anhalt-feiert-fuenften-geburtstag-33762660

    {gallery}Almanach2020{/gallery}

  • Eröffnung der Ausstellung Almanach 01-04, und fünfter Geburtstag unseres Akademieprojekts

    Nach einer Begrüßung durch Alexander Suckel, dem Leiter des Literaturhauses sprach Clara Hofmann (Kunsthistorikerin, Leipzig) (*). Im Anschluß folgte eine Tanzperformance des jungen Tanz-Kollektivs „Movimentum“ (Anne Scholze und Holdine Wolter) aus Halle, eine Performance mit Steinklängen von dem Künstler Carl Vetter sowie Lesungen durch die halleschen Autoren Peter Winzer, André Schinkel und Mario Schneider. Unser korrespondierendes Mitglied Chris Jarrett schickte einen musikalischen Geburtstagsgruß aus der Ferne.
    Wir bedanken uns bei allen, die bei der Vorbereitung der Ausstellung geholfen haben, bei allen Künstlern die sich bei den Almanachen beteiligt haben und bei allen Gästen für diesen schönen gemeinsamen Abend.
    https://www.mz-web.de/kultur/wo-wir-sind-akademie-der-kuenste-sachsen-anhalt-feiert-fuenften-geburtstag-33762660

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  • 3. Akademie-Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung Almanach 04, und des fünften Gründungsjahres des Akademie-Projekts, von Clara Hofmann

    Ich zitiere einzelne Stimmen von den Personen, die am 10.01.2014 zusammenkamen: Die Akademie solle zu geistigem Austausch einladen, Symposien organisieren, Formen der Kommunikation entwickeln, die Öffentlichkeit suchen, geistigen Austausch fördern, die Situation der zeitgenössischen Kunst analysieren, Missstände benennen und über die Region hinaus wirken. – Sie sei ein Bild von Sokrates und seinen Schüler*innen unter dem Olivenbaum. Tatsächlich waren bereits in der ersten sogenannten Akademie Frauen Teil des Diskurses auf dem nach einem Heroen benannten und von Platon erworbenen Hain. – Eine Akademie tritt für die Würde ihrer Mitglieder ein. Sie ist eine Mittlerin. – Akademie könne eine Form für die Freiheit sein, ein Organ für die Kunst, denn Freiheit der Kunst meint nicht die Freiheit ehrenvollen Verhungerns. Die Akademie sei ein Instrument. Sie verleiht ein Sprachrecht. – Jeder Ort könnte temporär zu einem Ort der Aktion der Akademie umgewidmet werden. Biblisch gesprochen: Die Akademie ist dort, wo wir sind. Kein Gebäude, keine Institution, keine Ortsbindung: eine Gruppe. – Die Akademie sei als Prozess zu begreifen. Wir müssten sie mit Ideen füllen. Die Struktur kommt später.

    5 Jahre Akademie der Künste Sachsen-Anhalt, 4 Almanache, 3 Zeitschriften, 3 Ausstellungen, zahlreiche Akademiebier später stehe ich hier anlässlich einer Ausstellungseröffnung zu sprechen. Obwohl es bei dem erwähnten Treffen vor 5 Jahren beinahe zur Pflicht erhoben wurde, in der Akademie ehrwürdige Bärte zu tragen, kann ich immer noch keinen vorweisen, so sehr ich mich auch bemüht habe. Die Akademie ist noch immer Prozess.

    Wie Raphaels Schule von Athen in den vatikanischen Stanzen suggeriert, verstehen wir unsere Akademie als ebenbürtigen Dialog auf Grundlage unserer jeweiligen Arbeit – aus unterschiedlichen Disziplinen kommend; mit unterschiedlichen Auffassungen und unterschiedlichen Hintergründen; mit sich gleichenden Fragen, mit dem Wunsch nach Auseinandersetzung und einiger Lust am Streit. Ein späterer Schüler und Erneuerer der Akademie war Cicero, der ein damaliges Schisma in der Akademie zu vereinen wusste. Drei Wesenszüge der Akademie waren für ihn als Skeptiker zwischen Rhetorik und Philosophie wichtig: Eklektizismus, Tradition und Probalismus. Ich wünsche unserer Akademie genau dieses fruchtbare Aufeinandertreffen nach wie vor gültiger Vorzüge: Eklektizismus im Sinne einer Vielfalt und Flexibilität, Tradition natürlich im Sinne eines Fortbestehens in der Zukunft, aber auch eines Blickes über die eigenen Kontexte hinaus und Probalismus, als Negation der Existenz einer allgemeinen Wahrheit, als Offenheit für die Suche und Grundlage zur Diskursfähigkeit.

    Als Diskurs begreife ich auch die Reihe an Almanachen, die seit vier Jahren beginnt. Zwischen den bisher schlichten Pappdeckeln dieser Jahrbücher bündeln sich Dialoge zwischen einzelnen Stimmen unserer Zeit zu den jeweiligen Titeln. Bestritten die erste Ausgabe noch ausschließlich Mitglieder der Akademie der Künste Sachsen-Anhalt, sehen wir einen zunehmend erweiterten Kreis von ausgewählten Künstler*innen, deren Beiträge diese Ausstellung darstellen. Wenn unser Almanach gerade erst beginnt etwas abzubilden – gesprochen mit Hinblick auf die Tradition, war vor einigen Monaten an gleicher Stelle eine Ausstellung zu sehen, die eben dies bereits geleistet hat: Die Edition Augenweide von Ulrich Tarlatt und Jörg Kowalski, die seit 1989 fünfzig Künstlerbücher, darunter eben dreißig Almanache umfasst.

    Es gibt heute gar nicht mehr so viele Almanache. Tradierte Jahrbücher werden mit Verweis auf die Kurzlebigkeit von Informationen und der Dominanz der Internetrecherche eingestellt. Sicherlich mag aus benannten Gründen der Absatz schwinden, doch wird übersehen, welche Qualität in eben jener anachronistisch anmutenden Form liegt. Die Qualitätssicherung durch eine Redaktion, die Unveränderlichkeit physischer Erzeugnisse, das auratisch Haptische und nicht zuletzt die Reduzierung auf einige wenige Aussagen angesichts der digitalen Masse bilden einen realen Kontrapunkt, der über einem Zeitgeist steht. Das ich das heute so hervorhebe, ist ein wenig witzig, war doch der Almanach vor 200 Jahren das Medium schlechthin in Europa. Ursprünglich als astrologisches Jahrbuch entwickelt, war es bald populär auch Nachrichten und kurze Textchen in den Almanachen zu integrieren, woraus sich dann der Musenalmanach entwickelte und die Kaffeetischchen der feinen Gesellschaft überschwemmte.

    Ein Ferdinand Johannes Witt mutmaßte jedoch im Politischen Taschenbuch von 1831, dass sich kaum jemand aus eigenem Wünschen heraus diese Anthologien zulegte, sondern diese vielmehr wie heutige, unsägliche Bildbände hervorragend einfallslose Geschenke darstellten. Er beklagte eine regelrechte Almanachomanie: „Wenn das Fieber einmal eine Gegend heimgesucht hat, kehrt es alle Jahre wieder, ohne daß es darum doch eigentlich endemisch geworden, die Luft, die Jahreszeit, bringt es nun mal mit sich. So geht es auch mit der Almanachomanie, und unbgreiflich ist es, wie diese Ephemera sich zu erhalten vermögen, da der größte Teil derselben nichts Gutes hat, als den Einband. Die Kosten der äußeren Ausstattung sind so bedeutend, daß wenige Verleger etwas Tüchtiges auf den Inhalt zu wenden begehren, der daher einigen Novellisten von Profession, vorzüglich aber einer Anzahl schreibseliger Damen anheim gefallen.“[1] Ich freue mich, dass unsere Redaktion gegenteilige Herangehensweise an den Tag legt und den Inhalten den Vorzug gibt. Daran scheint es im 18. Jahrhundert tatsächlich gekrankt zu haben. Der Herausgeber des Wiener Musenalmanachs schmiss bereits 1779 das Handtuch nach gerade mal drei Ausgaben unter seiner Redaktion und begründete, es sei keine kleine Pein, allemal neun und neunzig poetische Kruditäten durchwühlen zu müssen, bis man endlich, wills Gott! an ein erträgliches Stückchen geräth.[2] Sollte sich uns jemals die Frage stellen, wären diese Sätze vielleicht eine Mahnung vor öffentlichen Ausschreibungen. Hingegen rührt mich diese absolute Offenheit, die eigenen Erzeugnisse bereits im Vorwort so schonungslos zu kritisieren. Auf dem Gipfel der Fremdscham erschien 1789 Dietrich Schofelschreck, Herausgeber des Göttinger Musenalmanachs, mit seiner in selbigem veröffentlichten „Fürbitte eines ans peinliche Kreuz der Verlegenheit genagelten Herausgebers eines Musenalmanachs: Vergib, o Vater der neun Schwestern, / die unter deinem Lorbeer ruhn, / Vergib es denen, die dich nun / und immerdar durch Schofelwerke lästern: / Sie wissen ja nicht, was sie thun“[3]

    Zwar glaube ich nicht, dass die Akademie jemals derart drastisch sich von den eigenen Inhalten wird distanzieren müssen, davor bewahrt uns schon der Laborcharakter vieler Unternehmungen. Doch wünsche ich uns an jedem angebrachten Moment eine ebenso offen- und leichtherzig formulierte Kritik, als Zweifel oder Gesprächsangebot. Denn genau dies bildet für mich die Basis unserer Akademie. Wir sind angetreten als Initiative, die sich aus sich selbst heraus begründet hat, um einen Gesprächsraum zu eröffnen. Dieser Weg scheint mir richtiger denn je. Im Gespräch bleiben, Haltung zeigen, Differenzen aushalten, sich vor Augen führen, dass man im Wesentlichen für die gleichen Ziele einsteht. Ich bemühe nochmals Platon, um das angemessene Pathos zu verdeutlichen: „Im Gespräch allein springt der Funke der Wahrheit unversehens in die Seele.“

     

    [1] Ferdinand Johannes Witt: Die Almanachomanie. In: Politisches Taschenbuch. Hamburg 1831.

    [2] Joseph Franz von Ratschky: Vorbericht. In: Wiener Musenalmanach. Wien 1779.

    [3] Dietrich Schofelschreck (Alias Gottfire August Bürger), In: Göttinger Museumsalmanach. Göttigen 1789.

  • 3. Akademie-Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung Almanach 04, und des fünften Gründungsjahres des Akademie-Projekts, von Clara Hofmann

    Ich zitiere einzelne Stimmen von den Personen, die am 10.01.2014 zusammenkamen: Die Akademie solle zu geistigem Austausch einladen, Symposien organisieren, Formen der Kommunikation entwickeln, die Öffentlichkeit suchen, geistigen Austausch fördern, die Situation der zeitgenössischen Kunst analysieren, Missstände benennen und über die Region hinaus wirken. – Sie sei ein Bild von Sokrates und seinen Schüler*innen unter dem Olivenbaum. Tatsächlich waren bereits in der ersten sogenannten Akademie Frauen Teil des Diskurses auf dem nach einem Heroen benannten und von Platon erworbenen Hain. – Eine Akademie tritt für die Würde ihrer Mitglieder ein. Sie ist eine Mittlerin. – Akademie könne eine Form für die Freiheit sein, ein Organ für die Kunst, denn Freiheit der Kunst meint nicht die Freiheit ehrenvollen Verhungerns. Die Akademie sei ein Instrument. Sie verleiht ein Sprachrecht. – Jeder Ort könnte temporär zu einem Ort der Aktion der Akademie umgewidmet werden. Biblisch gesprochen: Die Akademie ist dort, wo wir sind. Kein Gebäude, keine Institution, keine Ortsbindung: eine Gruppe. – Die Akademie sei als Prozess zu begreifen. Wir müssten sie mit Ideen füllen. Die Struktur kommt später.

    5 Jahre Akademie der Künste Sachsen-Anhalt, 4 Almanache, 3 Zeitschriften, 3 Ausstellungen, zahlreiche Akademiebier später stehe ich hier anlässlich einer Ausstellungseröffnung zu sprechen. Obwohl es bei dem erwähnten Treffen vor 5 Jahren beinahe zur Pflicht erhoben wurde, in der Akademie ehrwürdige Bärte zu tragen, kann ich immer noch keinen vorweisen, so sehr ich mich auch bemüht habe. Die Akademie ist noch immer Prozess.

    Wie Raphaels Schule von Athen in den vatikanischen Stanzen suggeriert, verstehen wir unsere Akademie als ebenbürtigen Dialog auf Grundlage unserer jeweiligen Arbeit – aus unterschiedlichen Disziplinen kommend; mit unterschiedlichen Auffassungen und unterschiedlichen Hintergründen; mit sich gleichenden Fragen, mit dem Wunsch nach Auseinandersetzung und einiger Lust am Streit. Ein späterer Schüler und Erneuerer der Akademie war Cicero, der ein damaliges Schisma in der Akademie zu vereinen wusste. Drei Wesenszüge der Akademie waren für ihn als Skeptiker zwischen Rhetorik und Philosophie wichtig: Eklektizismus, Tradition und Probalismus. Ich wünsche unserer Akademie genau dieses fruchtbare Aufeinandertreffen nach wie vor gültiger Vorzüge: Eklektizismus im Sinne einer Vielfalt und Flexibilität, Tradition natürlich im Sinne eines Fortbestehens in der Zukunft, aber auch eines Blickes über die eigenen Kontexte hinaus und Probalismus, als Negation der Existenz einer allgemeinen Wahrheit, als Offenheit für die Suche und Grundlage zur Diskursfähigkeit.

    Als Diskurs begreife ich auch die Reihe an Almanachen, die seit vier Jahren beginnt. Zwischen den bisher schlichten Pappdeckeln dieser Jahrbücher bündeln sich Dialoge zwischen einzelnen Stimmen unserer Zeit zu den jeweiligen Titeln. Bestritten die erste Ausgabe noch ausschließlich Mitglieder der Akademie der Künste Sachsen-Anhalt, sehen wir einen zunehmend erweiterten Kreis von ausgewählten Künstler*innen, deren Beiträge diese Ausstellung darstellen. Wenn unser Almanach gerade erst beginnt etwas abzubilden – gesprochen mit Hinblick auf die Tradition, war vor einigen Monaten an gleicher Stelle eine Ausstellung zu sehen, die eben dies bereits geleistet hat: Die Edition Augenweide von Ulrich Tarlatt und Jörg Kowalski, die seit 1989 fünfzig Künstlerbücher, darunter eben dreißig Almanache umfasst.

    Es gibt heute gar nicht mehr so viele Almanache. Tradierte Jahrbücher werden mit Verweis auf die Kurzlebigkeit von Informationen und der Dominanz der Internetrecherche eingestellt. Sicherlich mag aus benannten Gründen der Absatz schwinden, doch wird übersehen, welche Qualität in eben jener anachronistisch anmutenden Form liegt. Die Qualitätssicherung durch eine Redaktion, die Unveränderlichkeit physischer Erzeugnisse, das auratisch Haptische und nicht zuletzt die Reduzierung auf einige wenige Aussagen angesichts der digitalen Masse bilden einen realen Kontrapunkt, der über einem Zeitgeist steht. Das ich das heute so hervorhebe, ist ein wenig witzig, war doch der Almanach vor 200 Jahren das Medium schlechthin in Europa. Ursprünglich als astrologisches Jahrbuch entwickelt, war es bald populär auch Nachrichten und kurze Textchen in den Almanachen zu integrieren, woraus sich dann der Musenalmanach entwickelte und die Kaffeetischchen der feinen Gesellschaft überschwemmte.

    Ein Ferdinand Johannes Witt mutmaßte jedoch im Politischen Taschenbuch von 1831, dass sich kaum jemand aus eigenem Wünschen heraus diese Anthologien zulegte, sondern diese vielmehr wie heutige, unsägliche Bildbände hervorragend einfallslose Geschenke darstellten. Er beklagte eine regelrechte Almanachomanie: „Wenn das Fieber einmal eine Gegend heimgesucht hat, kehrt es alle Jahre wieder, ohne daß es darum doch eigentlich endemisch geworden, die Luft, die Jahreszeit, bringt es nun mal mit sich. So geht es auch mit der Almanachomanie, und unbgreiflich ist es, wie diese Ephemera sich zu erhalten vermögen, da der größte Teil derselben nichts Gutes hat, als den Einband. Die Kosten der äußeren Ausstattung sind so bedeutend, daß wenige Verleger etwas Tüchtiges auf den Inhalt zu wenden begehren, der daher einigen Novellisten von Profession, vorzüglich aber einer Anzahl schreibseliger Damen anheim gefallen.“[1] Ich freue mich, dass unsere Redaktion gegenteilige Herangehensweise an den Tag legt und den Inhalten den Vorzug gibt. Daran scheint es im 18. Jahrhundert tatsächlich gekrankt zu haben. Der Herausgeber des Wiener Musenalmanachs schmiss bereits 1779 das Handtuch nach gerade mal drei Ausgaben unter seiner Redaktion und begründete, es sei keine kleine Pein, allemal neun und neunzig poetische Kruditäten durchwühlen zu müssen, bis man endlich, wills Gott! an ein erträgliches Stückchen geräth.[2] Sollte sich uns jemals die Frage stellen, wären diese Sätze vielleicht eine Mahnung vor öffentlichen Ausschreibungen. Hingegen rührt mich diese absolute Offenheit, die eigenen Erzeugnisse bereits im Vorwort so schonungslos zu kritisieren. Auf dem Gipfel der Fremdscham erschien 1789 Dietrich Schofelschreck, Herausgeber des Göttinger Musenalmanachs, mit seiner in selbigem veröffentlichten „Fürbitte eines ans peinliche Kreuz der Verlegenheit genagelten Herausgebers eines Musenalmanachs: Vergib, o Vater der neun Schwestern, / die unter deinem Lorbeer ruhn, / Vergib es denen, die dich nun / und immerdar durch Schofelwerke lästern: / Sie wissen ja nicht, was sie thun“[3]

    Zwar glaube ich nicht, dass die Akademie jemals derart drastisch sich von den eigenen Inhalten wird distanzieren müssen, davor bewahrt uns schon der Laborcharakter vieler Unternehmungen. Doch wünsche ich uns an jedem angebrachten Moment eine ebenso offen- und leichtherzig formulierte Kritik, als Zweifel oder Gesprächsangebot. Denn genau dies bildet für mich die Basis unserer Akademie. Wir sind angetreten als Initiative, die sich aus sich selbst heraus begründet hat, um einen Gesprächsraum zu eröffnen. Dieser Weg scheint mir richtiger denn je. Im Gespräch bleiben, Haltung zeigen, Differenzen aushalten, sich vor Augen führen, dass man im Wesentlichen für die gleichen Ziele einsteht. Ich bemühe nochmals Platon, um das angemessene Pathos zu verdeutlichen: „Im Gespräch allein springt der Funke der Wahrheit unversehens in die Seele.“

     

    [1] Ferdinand Johannes Witt: Die Almanachomanie. In: Politisches Taschenbuch. Hamburg 1831.

    [2] Joseph Franz von Ratschky: Vorbericht. In: Wiener Musenalmanach. Wien 1779.

    [3] Dietrich Schofelschreck (Alias Gottfire August Bürger), In: Göttinger Museumsalmanach. Göttigen 1789.

  • Mario Schneider

    Mario Schneider
    (Regisseur, Autor, Filmkomponist, Fotograf)

    1970                            geboren in Neindorf
    1986 – 1989                Berufsausbildung Metallurge für Hüttentechnik mit Abitur
    1992 – 1994                Studium: Musikwissenschaften/Philosophie/Kunstgeschichte
    1994 – 1997                Studium: Komposition/Klavier, Musikhochschule Leipzig
    1998 – 2000                Studium: Filmkomposition, Musikhochschule München
    2000                            Abschluss als Diplomfilmkomponist, Musikhochschule München
    seit 2000                     als Regisseur, Autor, Fotograf und Filmkomponist tätig
    2004                            Gründung der Filmproduktionsfirma 42film GmbH in Halle (Saale)

    Filmografie als Regisseur (Auswahl)
    2005                            „Helbra” (D), Kinodokumentarfilm, 70 min., zahlreiche internationale Festivalteilnahmen, u.a. Dokfest Leipzig – Deutscher Wettbewerb
    2008                            „Heinz und Fred” (D), Kinodokumentarfilm, 80 min., Koproduziert durch ARTE/MDR, DEFA-Preis beim DOK-Festival Leipzig (2008) Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW), zahlreiche Festivals
    2009                            „Das zweite Geschenk” (D), Kurzfilm (fiktional), 15 min., Friedrich-Wilhelm-Murnau Kurzfilmpreis (2009) Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW)
    2013                            „MansFeld“ (D), Kinodokumentarfilm, 98 min., MDR Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW), DEFA-Preis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm des 55. DOK-Festival Leipzig (D, 2012), 36. Duisburger Filmwoche (D, 2012), 14. IFF Bratislava (SK, 2012), Stranger than Fiction (D, 2012), 24. Ètats généraux du film documentaire (Lussas, FR, 2013), Festival du film d’éducation d’Évreux (FR, 2013), 10. Filmfest Eberswalde (D, 2013), 2nd International Film Festival Duhok (IRAK, 2013), Harzer Kulturpreis 2014,              
    2015                            „AKT“, (D) Kinodokumentarfilm, 100 min, MDR, hatte Premiere auf dem DOK Fest Leipzig im dt. Wettbewerb
    2020                            „UTA“, (D) Kinodokumentarfilm, 90 min

    Veröffentlichungen
    2014                           „Die Frau des schönen Mannes“ Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag
    2014                           „Die Frau des schönen Mannes“ Erzählungen, Hörbuch Mitteldeutscher Verlag
    2020                            „Tourist“ Fotografien, Mitteldeutscher Verlag        

    Filmmusik, Mario Schneider (Auswahl)
    1998                            „Der König von St. Pauli” (D), Regie/Dieter Wedel, SAT1-Produktion, TV-Serie
    Seit 1999                    „Die Pfefferkörner” (D), TV-Serie für Kinder, Studio Hamburg, KIKA/ARD
    2000                            „Der Mistkerl“ (D) Kinderkinofilm/ZDF, Regie/Andrea Katzenberger
    2003                            „Planet B – Mask under Mask” (D) , Kinospielfilm, Regie/Markus Goller
    2004 – 2008                „4gegenZ“ (D) Kinderserie, Studio Hamburg, NDR/ARD
    2005                            „Unrequited Love“, (GB) Kinospielfilm, Regie/Christopher Petit
    2007                            „The Trap” (SER, FR, U, D) Kinospielfilm, Regie/Srdan Golubovic
    2007                            „Heinz & Fred”, (D) Kinodokumentarfilm, 80 min.
    2008                            „Das Orangenmädchen”, (NOR, SP, D), Kinospielfilm, Regie/Eva Dahr,
    2010                            „Belgrad Radio Taxi” (SER, D) Kinospielfilm, Regie/Srdjan Kolevic,
    2012                           „MansFeld“ (D), Kinodokumentarfilm, Regie/Mario Schneider
    2013                            „Circles”, (SER, D) Kinospielfilm, Regie/Srdan Golubovic, 25 int. Preise: u.a. Sundance 2013 – World Cinema Dramatic Special Jury Award, Berlinale 2013 – Preis der ökumenischen Jury
    2014                            „The Petrov File“ (B, FR, D), Kinospielfilm, Regie/Georgi Balabanov,
    2017                            „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“ (D), Kinospielfilm, Regie/Christian Theede
    2018                           „Tierärzte“ (D), ARD, Serie, 30 Folgen, in Arbeit
    2020                           „Father“ (SER, FR, D) Regie: Srdan Golubovic
    2020 in Arbeit            „The Report“ (SK, POL, TSCH, D) Regie: Peter Bebjak
    2020 in Arbeit            „Another day in Baghdad“ (IRK, FR, D) Regie: Maysoon Pachachi

    Auszeichnungen
    2007    Förderpreis der DEFA-Stiftung für „Heinz und Fred“ auf dem 50. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm
    2007    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „Heinz und Fred“
    2008    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „Das zweite Geschenk“
    2009    Friedrich Wilhelm Murnau Kurzfilmpreis für „Das zweite Geschenk“
    2009    2. Preis Konstanzer Kurz.film.spiele für „Das zweite Geschenk“
    2009    Kurzfilm des Monats, Dezember der FBW für „Das zweite Geschenk“
    2012    DEFA-Preis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm des 55. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm für „MansFeld“
    2012    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „MansFeld“
    2014    Harzer Kulturpreis für „MansFeld“
    2015    Klopstock-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt für „Die Frau des schönen Mannes“
    2018    Filmmusikpreis für den besten Song im Film „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“

  • Mario Schneider

    Mario Schneider
    (Regisseur, Autor, Filmkomponist, Fotograf)

    1970                            geboren in Neindorf
    1986 – 1989                Berufsausbildung Metallurge für Hüttentechnik mit Abitur
    1992 – 1994                Studium: Musikwissenschaften/Philosophie/Kunstgeschichte
    1994 – 1997                Studium: Komposition/Klavier, Musikhochschule Leipzig
    1998 – 2000                Studium: Filmkomposition, Musikhochschule München
    2000                            Abschluss als Diplomfilmkomponist, Musikhochschule München
    seit 2000                     als Regisseur, Autor, Fotograf und Filmkomponist tätig
    2004                            Gründung der Filmproduktionsfirma 42film GmbH in Halle (Saale)

    Filmografie als Regisseur (Auswahl)
    2005                            „Helbra” (D), Kinodokumentarfilm, 70 min., zahlreiche internationale Festivalteilnahmen, u.a. Dokfest Leipzig – Deutscher Wettbewerb
    2008                            „Heinz und Fred” (D), Kinodokumentarfilm, 80 min., Koproduziert durch ARTE/MDR, DEFA-Preis beim DOK-Festival Leipzig (2008) Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW), zahlreiche Festivals
    2009                            „Das zweite Geschenk” (D), Kurzfilm (fiktional), 15 min., Friedrich-Wilhelm-Murnau Kurzfilmpreis (2009) Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW)
    2013                            „MansFeld“ (D), Kinodokumentarfilm, 98 min., MDR Prädikat „besonders wertvoll“ (FBW), DEFA-Preis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm des 55. DOK-Festival Leipzig (D, 2012), 36. Duisburger Filmwoche (D, 2012), 14. IFF Bratislava (SK, 2012), Stranger than Fiction (D, 2012), 24. Ètats généraux du film documentaire (Lussas, FR, 2013), Festival du film d’éducation d’Évreux (FR, 2013), 10. Filmfest Eberswalde (D, 2013), 2nd International Film Festival Duhok (IRAK, 2013), Harzer Kulturpreis 2014,              
    2015                            „AKT“, (D) Kinodokumentarfilm, 100 min, MDR, hatte Premiere auf dem DOK Fest Leipzig im dt. Wettbewerb
    2020                            „UTA“, (D) Kinodokumentarfilm, 90 min

    Veröffentlichungen
    2014                           „Die Frau des schönen Mannes“ Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag
    2014                           „Die Frau des schönen Mannes“ Erzählungen, Hörbuch Mitteldeutscher Verlag
    2020                            „Tourist“ Fotografien, Mitteldeutscher Verlag        

    Filmmusik, Mario Schneider (Auswahl)
    1998                            „Der König von St. Pauli” (D), Regie/Dieter Wedel, SAT1-Produktion, TV-Serie
    Seit 1999                    „Die Pfefferkörner” (D), TV-Serie für Kinder, Studio Hamburg, KIKA/ARD
    2000                            „Der Mistkerl“ (D) Kinderkinofilm/ZDF, Regie/Andrea Katzenberger
    2003                            „Planet B – Mask under Mask” (D) , Kinospielfilm, Regie/Markus Goller
    2004 – 2008                „4gegenZ“ (D) Kinderserie, Studio Hamburg, NDR/ARD
    2005                            „Unrequited Love“, (GB) Kinospielfilm, Regie/Christopher Petit
    2007                            „The Trap” (SER, FR, U, D) Kinospielfilm, Regie/Srdan Golubovic
    2007                            „Heinz & Fred”, (D) Kinodokumentarfilm, 80 min.
    2008                            „Das Orangenmädchen”, (NOR, SP, D), Kinospielfilm, Regie/Eva Dahr,
    2010                            „Belgrad Radio Taxi” (SER, D) Kinospielfilm, Regie/Srdjan Kolevic,
    2012                           „MansFeld“ (D), Kinodokumentarfilm, Regie/Mario Schneider
    2013                            „Circles”, (SER, D) Kinospielfilm, Regie/Srdan Golubovic, 25 int. Preise: u.a. Sundance 2013 – World Cinema Dramatic Special Jury Award, Berlinale 2013 – Preis der ökumenischen Jury
    2014                            „The Petrov File“ (B, FR, D), Kinospielfilm, Regie/Georgi Balabanov,
    2017                            „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“ (D), Kinospielfilm, Regie/Christian Theede
    2018                           „Tierärzte“ (D), ARD, Serie, 30 Folgen, in Arbeit
    2020                           „Father“ (SER, FR, D) Regie: Srdan Golubovic
    2020 in Arbeit            „The Report“ (SK, POL, TSCH, D) Regie: Peter Bebjak
    2020 in Arbeit            „Another day in Baghdad“ (IRK, FR, D) Regie: Maysoon Pachachi

    Auszeichnungen
    2007    Förderpreis der DEFA-Stiftung für „Heinz und Fred“ auf dem 50. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm
    2007    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „Heinz und Fred“
    2008    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „Das zweite Geschenk“
    2009    Friedrich Wilhelm Murnau Kurzfilmpreis für „Das zweite Geschenk“
    2009    2. Preis Konstanzer Kurz.film.spiele für „Das zweite Geschenk“
    2009    Kurzfilm des Monats, Dezember der FBW für „Das zweite Geschenk“
    2012    DEFA-Preis für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm des 55. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm für „MansFeld“
    2012    Prädikat „Besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle für „MansFeld“
    2014    Harzer Kulturpreis für „MansFeld“
    2015    Klopstock-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt für „Die Frau des schönen Mannes“
    2018    Filmmusikpreis für den besten Song im Film „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“

  • NATUR SEQUENZEN

    „Landschaft und Natur sind für mich existenziell, dienen der permanenten Ausrichtung meines Lebens.
    Das Gefühl für das Ganze, in dem ich auch nur ein winziges Teilchen bin, ist meine Richtschnur.“

    Eine achtsame Ehrerbietung sind Worte die mir einfallen, will ich Carl Vetters Verhältnis zu Natur und Landschaft beschreiben. Am Beginn jeder neuen Arbeit steht immer ausgiebige Beobachtung, das Zentrum des Interesses nur scheinbar außerhalb des Selbst. Carl Vetter beobachtet Landschaft, tote und lebendige Natur, und entdeckt sich. Die Grenzen zwischen Innen und Außen gehen ineinander über.
    Ute Lohse, Wieland Krause, Andreas Peschka und Thomas Blase besuchten am 09.01.2020 zusammen die Ausstellung NATUR SEQUENZEN gemeinsam mit dem Künstler Carl Vetter.

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