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  • Kunstschaufenster 02

    Kunstschaufenster 02

    Das Projekt Kunstschaufenster ist eine Initiative des Kunstvereins Röderhof. Es nutzt den Leerstand in regionalen Gemeinden und vermittelt Künstler, welche durch ein Stipendium die Möglichkeit erhalten vor Ort und aus regionalen Themen und Situationen heraus künstlerische Arbeiten zu entwickeln. Die Arbeiten eröffnen neue Perspektiven auf die Situationen, auf die sie Bezug nehmen. Die Schaufenster werden zu Micro-Galerie mitten im öffentlichen Leben.

    Eröffnung am 26.07.2020, um 13:00 Uhr

    Wieland Krause (Halle), LANDSCHAFT/NATUR – ORT – SOUND – ZEICHNUNG
    Installation
    Turmstrasse – Ecke Breite Strasse
    38838 Eilenstedt/Huy

    Krause ZEICHNUNG w
    Wieland Krause studierte von 1984 bis 1989 bei Evelyn Richter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seine künstlerische Arbeit umfasst medial breit angelegte Projekte überwiegend zu Umwelt- und Landschaftsthemen. Seine oftmals über lange Zeiträume angelegten Projekte versuchen sich Fragen im Konfliktfeld zwischen Natur und Kultur zu stellen.


    Wald, Die letzte Chance“, eine Ausstellung für Annie Francé-Harrar
    im Kunstverein Röderhof

    mit
    Franziska Klose, Dietrich Oltmanns, André Schinkel, Olaf Wegewitz

    Beginn 15:00 Uhr im Kunstverein Röderhof

    Vom 26.7.2020 bis zum 25.10.2020 findet im Kunstverein Röderhof eine Ausstellung statt, deren Thema wohl jeden berührt. Es geht um den Wald, nach Umfragen ein Lieblingsort der Deutschen. Die Probleme zivilisatorischer Einflüsse auf das Ökosystems Wald liegen buchstäblich vor der Tür des Kunstvereins im Huy, in Sichtweite zum Harz. Anlaß genug für eine Ausstellung, die sich mit dieser Thematik künstlerisch auseinandersetzt. Dieses Projekt fügt sich ein in das vom Kunstverein initiierte langjährige Vorhaben „Orientierungsraum Landschaft“. Franziska Klose aus Leipzig, André Schinkel aus Halle, Dietrich Oltmanns aus Berlin und Olaf Wegewitz aus Huy-Neinsted folgten der Einladung des Kunstvereins, ihre Sicht des Waldes in künstlerischer Form darzustellen. Ihre Arbeiten zeigen die Schönheit und Einmaligkeit aber auch den Raubbau und die Zerstörung der Wälder. Dargestellt wird die Bedeutung dieses Ökosystems für unsere Lebensgrundlage.
    Neben vielen anderen beschäftigte sich auch die Schriftstellerin und Wissenschaftlerin Annie Francé-Harrar mit diesem Thema. Ihr ist diese Ausstellung gewidmet. In ihrem Buch “Die letzte Chance–für eine Zukunft ohne Not“ legt sie schon 1959 dar, wie verheerend sich die Vernichtung des Waldes auswirkt. Die Zerstörung hat Folgen für den Wasserhaushalt und das Klima und letztlich auch für soziale Ungleichgewichte und weltweite Spannungen. Diese Tatsache belegt sie an vielen historischen Beispielen. Auszüge aus ihrem Buch sowie Beiträge anderer Schriftsteller und Wissenschaftler haben die Künstler und Kuratoren zu einem Buch zusammengefügt. Neben der Vielzahl der ausgestellten Kunstwerke liegt dieses Buch zur Ansicht aus.
    Die Ausstellung macht uns einmal mehr die ökologischen Bezüge bewusst, damit wir unser Handeln in einem großen Zusammenhang sehen und besser begreifen. Die Ausstellung des Kunstvereins Röderhof e.V. ist geöffnet, Sonntags von 15-17 Uhr und nach Vereinbarung. Im Herbst sind Teile der Ausstellung im Besucherzentrum des Nationalparks in Drei Annen Hohne zu sehen.

  • Frühling 2020 _25 Thomas Blase

    {gallery}2020/thomas/Holunder{/gallery}

  • Frühling 2020 _25 Thomas Blase

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  • PARTITUREN

    Martin Assig · Horst Bartnig · Irma Blank · Eberhard Blum · Heinz Breloh · Ludwig Ehrler · Ruth Francken · Günter Fruhtrunk · Hermann Glöckner · Wieland Krause · Edda Renouf

    Das Wort Partitur wurde aus dem italienischen Partitura abgeleitet und bedeutet Einteilung. Seine übliche Verwendung hat das Wort in der Musik, wo die einzelnen Stimmen einer Komposition in den jeweiligen Partituren aufgezeichnet sind. In dieser Ausstellung steht Partitur im übertragenen Sinne für Kunstwerke, die auf ähnliche Weise kompositorisch unterteilt und ineinander abgestimmt entstehen. Dieser Modus findet sich bei einzelnen und bei zusammengesetzten Werken, häufig charakterisiert er Bildreihen und –zyklen.

    Mit den beteiligten Künstler*innen dieser Ausstellung öffnet sich eine breite Spanne eigenständiger künstlerischer Handschriften zwischen gestisch offenen Expressionen und geometrisch disziplinierten Formationen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass den individuell-typischen Ausdrucksmitteln der jeweiligen Künstler*innen, seien es Linien, Leinwandknoten, Farben, Geometrien, Symbolen etc., elementare Ordnungssysteme unterliegen. Das 20. Jahrhundert kennt viele Wege, die Kunst aus elementaren, oft abstrakten Formen neu und komplex zusammenzusetzen, um zu einer unverbrauchten Bildsprache jenseits bestehender Traditionen vorzudringen. Offenkundig lenken uns die Künstler*innen weniger darauf, was wir darin wahrnehmen, sondern wie wir wahrnehmen.

    Die breit angelegte Auswahl dieser Werke hat einen gemeinsamen Hintergrund. Sie stammen fast ausnahmslos aus der Sammlung des Kunstmuseums Magdeburg und bezeugen, dass die Sammlungstätigkeit in den vergangenen Jahren erfreuliche Zuwächse verzeichnen konnte. Viele der Werke sind Schenkungen, beispielsweise von Ingvild Goetz, München, Eva-Maria Fruhtrunk, Paris, Ann Holyoke-Lehmann, Berlin, Jörn Merkert, Spatzenhausen, Gerlinde und Hans-Dieter Harig, Hannover, Ankäufe durch die Freunde und Förderer des Kunstmuseums oder Dauerleihgaben des Landes Sachsen-Anhalt und der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg. Angekauft werden konnte im Gegensatz dazu ein Werk von Ruth Francken durch den Freundeskreis des Kunstmuseums.

    Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
    Regierungsstraße 4-6
    39104 Magdeburg
    Telefon: 0391 / 56 50 20
    kontakt[at]kunstmuseum-magdeburg.de

    Öffnungszeiten (gültig auch für den Museumsshop)
    Dienstag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr,
    Sonnabend und Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
    Montag geschlossen.

  • PARTITUREN

    Martin Assig · Horst Bartnig · Irma Blank · Eberhard Blum · Heinz Breloh · Ludwig Ehrler · Ruth Francken · Günter Fruhtrunk · Hermann Glöckner · Wieland Krause · Edda Renouf

    Das Wort Partitur wurde aus dem italienischen Partitura abgeleitet und bedeutet Einteilung. Seine übliche Verwendung hat das Wort in der Musik, wo die einzelnen Stimmen einer Komposition in den jeweiligen Partituren aufgezeichnet sind. In dieser Ausstellung steht Partitur im übertragenen Sinne für Kunstwerke, die auf ähnliche Weise kompositorisch unterteilt und ineinander abgestimmt entstehen. Dieser Modus findet sich bei einzelnen und bei zusammengesetzten Werken, häufig charakterisiert er Bildreihen und –zyklen.

    Mit den beteiligten Künstler*innen dieser Ausstellung öffnet sich eine breite Spanne eigenständiger künstlerischer Handschriften zwischen gestisch offenen Expressionen und geometrisch disziplinierten Formationen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass den individuell-typischen Ausdrucksmitteln der jeweiligen Künstler*innen, seien es Linien, Leinwandknoten, Farben, Geometrien, Symbolen etc., elementare Ordnungssysteme unterliegen. Das 20. Jahrhundert kennt viele Wege, die Kunst aus elementaren, oft abstrakten Formen neu und komplex zusammenzusetzen, um zu einer unverbrauchten Bildsprache jenseits bestehender Traditionen vorzudringen. Offenkundig lenken uns die Künstler*innen weniger darauf, was wir darin wahrnehmen, sondern wie wir wahrnehmen.

    Die breit angelegte Auswahl dieser Werke hat einen gemeinsamen Hintergrund. Sie stammen fast ausnahmslos aus der Sammlung des Kunstmuseums Magdeburg und bezeugen, dass die Sammlungstätigkeit in den vergangenen Jahren erfreuliche Zuwächse verzeichnen konnte. Viele der Werke sind Schenkungen, beispielsweise von Ingvild Goetz, München, Eva-Maria Fruhtrunk, Paris, Ann Holyoke-Lehmann, Berlin, Jörn Merkert, Spatzenhausen, Gerlinde und Hans-Dieter Harig, Hannover, Ankäufe durch die Freunde und Förderer des Kunstmuseums oder Dauerleihgaben des Landes Sachsen-Anhalt und der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg. Angekauft werden konnte im Gegensatz dazu ein Werk von Ruth Francken durch den Freundeskreis des Kunstmuseums.

    Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
    Regierungsstraße 4-6
    39104 Magdeburg
    Telefon: 0391 / 56 50 20
    kontakt[at]kunstmuseum-magdeburg.de

    Öffnungszeiten (gültig auch für den Museumsshop)
    Dienstag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr,
    Sonnabend und Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
    Montag geschlossen.

  • Robert Lax erinnern

    Robert Lax erinnern

    ab 17.5.2020, sonntags von 14 bis 17 Uhr
              Lax 02          Lax 01

     

     

    Robert Lax    

    Lax Portrait

    (* 30. 11. 1915 in Olean, New York; † 26. 09. 2000 ebenda)

    Robert Lax war das Kind jüdischer Einwanderer aus Krakau, konvertierte aber 1943 zum römisch-katholischen Glauben. Der Poet und Philosoph gilt als einer der bedeutendsten minimalistischen Dichter des 20 Jahr-hunderts.

    Während seines Studiums 1934 bis 1938 an der Columbia University in New York City freundete sich Lax mit Thomas Merton, dem bekannten Trappisten-Mönch und Religionsphilosophen, an. Zum Freundeskreis am College gehörte Ad Reinhardt, später ein bedeutender Maler der New York School. Mit Jack Kerouac, Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Paul Bowles verbanden Lax in New York intensive Kontakte.

    1941 arbeitete Lax für die Zeitschrift „The New Yorker und in der sozialen Einrichtung Friendship House in New York. 1943 unterrichtete er Englisch an der University of North Carolina at Chapel Hill. Er begann dort 1944 ein Ph.D.-Studium der Philosophie; Thema seiner Dissertation war Thomas von Aquin. 1945 schrieb Lax Filmkritiken für das „Time Magazine und zog nach Hollywood. Von 1946 bis 1948 war er Drehbuchautor im Samuel Goldwyn-Filmstudio.

    Im Sommer 1949 reiste Lax als Clown mit dem Familienzirkus „Cristiani“ durch den kanadischen Westen. 1950/51 lebte er in Paris, wo er für das nur kurze Zeit bestehende „New Story“-Magazin arbeitete. Im Sommer 1951 besuchte er Rom und zog mit einem Zirkus durch Italien.

    Seine Zirkuserfahrungen spiegelt der 1959 erschienene Gedichtband „The Circus of the Sun“ wider, der zu seinen bedeutendsten Werken gehört. Diesen Gedichtband übersetzte der katholische Priester und spätere Kulturminister Nikaraguas Ernesto Cardenal ins Spanische.

    Im Jahr 1956 begann Lax, als bekennender Pazifist, mit der Publikation von „Pax“, einem „kleinen Literaturmagazin“. Die Ausgaben 1–18 erschienen bis 1962. Beiträge für diese Zeitschrift lieferten u. a. Jack Kerouac, e.e.cummings, Thomas Merton, Ad Reinhardt und Ernesto Cardenal.

    Lax besuchte 1962 zum ersten Mal Griechenland. Im Frühjahr 1964 ließ er sich auf der Insel Kalymnos nieder. 1974 übersiedelte er nach Patmos (die Insel der „Apokalypse des Johannes“) und lebte dort bis kurz vor seinem Tod als Eremit.

    Schwer erkrankt kehrte er 2000 in seine Heimatstadt Olean zurück.

     

     

    Jörg Kowalski
    AM BLAUEN RAND DER WELT
    hommage á Robert Lax                                                            
    Wo die Gefahr ist, wächstdas Rettende auch. (Hölderlin „Patmos“)

    der weg: überall zelte und menschen.
    mein taxi schiebt sich durch das flüchtlingslager am kai von Piräus.
    endlich auf der fähre nach Patmos.
    zurückblicken: der sonnenuntergang überstrahlt die kleiner werdenden zelte.
    dann nur noch das blau des meers.
    verdunklung: nachts im schiffsrestaurant. mir gegenüber sitzt ein sorgsam geklei-deter priester (das schwarz des anzugstoffes bedeckt vom gold seines schmucks), nippt am rotwein und bestellt einen zweiten salat: muße und genuss.
    ankommen: auf Patmos gibt es keine flüchtlinge, erklärt Nikolas, mein zimmer-vermieter, ungefragt als erstes, als er mich nachts um drei vor der fähre in empfang nimmt.
    die gelassenheit der vorsaison, auch im „Kafeneion“ am hafen von Skala.
    alte männer streichen vor dem restaurant nebenan stühle:
    hellblau in den farben des himmels.
    slow down, come back to life.
    Robert Lax war hier: fünfundzwanzig jahre allein auf der insel
    inmitten seines aufwendig verknappten netzwerks.
    ein gewiefter eremit,
    ein artist des überhaupt-nichts-suchen.
    sein geheimnis: die darbietung karger poesie an der grenze zur selbstverleugnung:
    die weisheit des unterlassens als glücksmoment.
    worte kostbar, wie tropfen aus einem verstopften wasserhahn.
    marginal die wahrnehmung des alltäglichen daseins.
    konzentriere dich:
    licht und schatten
    stein und wasser
    enge und weite
    – derartige wechsel genügen als stimulanz völlig.
    da sein
    auf nichts warten
    nichts erwarten:
    eine chance klopft nur ein einziges mal
    sitz still und sie wird weitergehen

    auf der suche: spuren und verflechtungen.
    unio mystica oder der versuch zu begreifen.
    gefunden: nichts erinnert mehr an Lax. vergessen, vorbei. niemand weiß wo er lebte. nach tagen dann doch ein hinweis auf das winzige haus am hang, hoch über dem hafen: geweißte wände und das kräftige blau der fenster.
    das haus steht seit seinem tod leer. auf der terrasse sonnen sich noch immer katzen, wie auf den alten fotos.
    hinter dem laxhaus der steile aufstieg
    zu den steingefassten weiden und gärten.
    aussicht auf geröllflächen mit kargem bewuchs
    vor dem dunklen blau des meeres.
    der horizont verschwimmt
    in der gleißenden sonne.
    nichts lenkt ab
    nur weite und traum
    ausharren
                     alles
    auf sich zu
                     kommen lassen.
    ein wort
                     pro tag genügt:
    ZEITLOS
    manchmal ist auch dieses eine wort
    schon zu viel.
    reduktion: genaugenommen kann man auch sich
                     weglassen.
    nachricht: das lager in Piräus wurde geräumt.
    die gleichzeitigkeit des nicht zu vereinbarenden.
    abschalten.
    vision: auf halber strecke zum gipfel
    die höhle der empfängnis:
    heilige dreifaltigkeit: risse im deckgebirge
    in form eines mercedessterns:
    apokalypse now!
    dann das Johanneskloster: …was du sihest / das schreibe in ein buch.
    wozu dieser aufwand?
    nichts mehr suchen
    nichts mehr erklären
    alle spuren verwischen.
    auf der klippe am hafen leuchtet nachts ein riesiges neonkreuz: violett.
    Pan lebt und lauert mit seinem gelächter zwischen den felsen…

     

    Robert Lax als Clown im Zirkus Cristiani 1949

     

       
  • Robert Lax erinnern

    Robert Lax erinnern

    ab 17.5.2020, sonntags von 14 bis 17 Uhr
              Lax 02          Lax 01

     

     

    Robert Lax    

    Lax Portrait

    (* 30. 11. 1915 in Olean, New York; † 26. 09. 2000 ebenda)

    Robert Lax war das Kind jüdischer Einwanderer aus Krakau, konvertierte aber 1943 zum römisch-katholischen Glauben. Der Poet und Philosoph gilt als einer der bedeutendsten minimalistischen Dichter des 20 Jahr-hunderts.

    Während seines Studiums 1934 bis 1938 an der Columbia University in New York City freundete sich Lax mit Thomas Merton, dem bekannten Trappisten-Mönch und Religionsphilosophen, an. Zum Freundeskreis am College gehörte Ad Reinhardt, später ein bedeutender Maler der New York School. Mit Jack Kerouac, Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Paul Bowles verbanden Lax in New York intensive Kontakte.

    1941 arbeitete Lax für die Zeitschrift „The New Yorker und in der sozialen Einrichtung Friendship House in New York. 1943 unterrichtete er Englisch an der University of North Carolina at Chapel Hill. Er begann dort 1944 ein Ph.D.-Studium der Philosophie; Thema seiner Dissertation war Thomas von Aquin. 1945 schrieb Lax Filmkritiken für das „Time Magazine und zog nach Hollywood. Von 1946 bis 1948 war er Drehbuchautor im Samuel Goldwyn-Filmstudio.

    Im Sommer 1949 reiste Lax als Clown mit dem Familienzirkus „Cristiani“ durch den kanadischen Westen. 1950/51 lebte er in Paris, wo er für das nur kurze Zeit bestehende „New Story“-Magazin arbeitete. Im Sommer 1951 besuchte er Rom und zog mit einem Zirkus durch Italien.

    Seine Zirkuserfahrungen spiegelt der 1959 erschienene Gedichtband „The Circus of the Sun“ wider, der zu seinen bedeutendsten Werken gehört. Diesen Gedichtband übersetzte der katholische Priester und spätere Kulturminister Nikaraguas Ernesto Cardenal ins Spanische.

    Im Jahr 1956 begann Lax, als bekennender Pazifist, mit der Publikation von „Pax“, einem „kleinen Literaturmagazin“. Die Ausgaben 1–18 erschienen bis 1962. Beiträge für diese Zeitschrift lieferten u. a. Jack Kerouac, e.e.cummings, Thomas Merton, Ad Reinhardt und Ernesto Cardenal.

    Lax besuchte 1962 zum ersten Mal Griechenland. Im Frühjahr 1964 ließ er sich auf der Insel Kalymnos nieder. 1974 übersiedelte er nach Patmos (die Insel der „Apokalypse des Johannes“) und lebte dort bis kurz vor seinem Tod als Eremit.

    Schwer erkrankt kehrte er 2000 in seine Heimatstadt Olean zurück.

     

     

    Jörg Kowalski
    AM BLAUEN RAND DER WELT
    hommage á Robert Lax                                                            
    Wo die Gefahr ist, wächstdas Rettende auch. (Hölderlin „Patmos“)

    der weg: überall zelte und menschen.
    mein taxi schiebt sich durch das flüchtlingslager am kai von Piräus.
    endlich auf der fähre nach Patmos.
    zurückblicken: der sonnenuntergang überstrahlt die kleiner werdenden zelte.
    dann nur noch das blau des meers.
    verdunklung: nachts im schiffsrestaurant. mir gegenüber sitzt ein sorgsam geklei-deter priester (das schwarz des anzugstoffes bedeckt vom gold seines schmucks), nippt am rotwein und bestellt einen zweiten salat: muße und genuss.
    ankommen: auf Patmos gibt es keine flüchtlinge, erklärt Nikolas, mein zimmer-vermieter, ungefragt als erstes, als er mich nachts um drei vor der fähre in empfang nimmt.
    die gelassenheit der vorsaison, auch im „Kafeneion“ am hafen von Skala.
    alte männer streichen vor dem restaurant nebenan stühle:
    hellblau in den farben des himmels.
    slow down, come back to life.
    Robert Lax war hier: fünfundzwanzig jahre allein auf der insel
    inmitten seines aufwendig verknappten netzwerks.
    ein gewiefter eremit,
    ein artist des überhaupt-nichts-suchen.
    sein geheimnis: die darbietung karger poesie an der grenze zur selbstverleugnung:
    die weisheit des unterlassens als glücksmoment.
    worte kostbar, wie tropfen aus einem verstopften wasserhahn.
    marginal die wahrnehmung des alltäglichen daseins.
    konzentriere dich:
    licht und schatten
    stein und wasser
    enge und weite
    – derartige wechsel genügen als stimulanz völlig.
    da sein
    auf nichts warten
    nichts erwarten:
    eine chance klopft nur ein einziges mal
    sitz still und sie wird weitergehen

    auf der suche: spuren und verflechtungen.
    unio mystica oder der versuch zu begreifen.
    gefunden: nichts erinnert mehr an Lax. vergessen, vorbei. niemand weiß wo er lebte. nach tagen dann doch ein hinweis auf das winzige haus am hang, hoch über dem hafen: geweißte wände und das kräftige blau der fenster.
    das haus steht seit seinem tod leer. auf der terrasse sonnen sich noch immer katzen, wie auf den alten fotos.
    hinter dem laxhaus der steile aufstieg
    zu den steingefassten weiden und gärten.
    aussicht auf geröllflächen mit kargem bewuchs
    vor dem dunklen blau des meeres.
    der horizont verschwimmt
    in der gleißenden sonne.
    nichts lenkt ab
    nur weite und traum
    ausharren
                     alles
    auf sich zu
                     kommen lassen.
    ein wort
                     pro tag genügt:
    ZEITLOS
    manchmal ist auch dieses eine wort
    schon zu viel.
    reduktion: genaugenommen kann man auch sich
                     weglassen.
    nachricht: das lager in Piräus wurde geräumt.
    die gleichzeitigkeit des nicht zu vereinbarenden.
    abschalten.
    vision: auf halber strecke zum gipfel
    die höhle der empfängnis:
    heilige dreifaltigkeit: risse im deckgebirge
    in form eines mercedessterns:
    apokalypse now!
    dann das Johanneskloster: …was du sihest / das schreibe in ein buch.
    wozu dieser aufwand?
    nichts mehr suchen
    nichts mehr erklären
    alle spuren verwischen.
    auf der klippe am hafen leuchtet nachts ein riesiges neonkreuz: violett.
    Pan lebt und lauert mit seinem gelächter zwischen den felsen…

     

    Robert Lax als Clown im Zirkus Cristiani 1949

     

       
  • Frühling 2020 _25 André Schinkel

    ins Gelb der Pappeln und Birken zunächst und zu den Aufhügelungen in der sich öffnenden Weite – hinter dem ruhenden, einhaltenden Kessel; auf dem sich Hochstände und Türme strecken und wohinter vergessenes Salz- und Kohleland liegt.

    Osten, das ist aurorisch und fackelnd zugleich. Es ist, woher man stammt und wo so viele Wege enden gleichsam – das Ende des Blickens und Hoffens und doch mit jedem Morgen ein auratisches Aufflammen an Kraft und sich hochreißender Gebärde. Ist es so, oder denke ich es, verblassend in den Faltenwürfen der Erschöpfung, nur so? Und ist es, wäre es von Vorteil, wenn ich das weiß?

    Wie das herbstliche Gras, das sich in die Tiefe fortzieht, mit Tau bin ich mit diesen Fragen behängt – wissend, ihre Lösung, Beantwortung erzeugte eine neue, immer eine weitere Frage. Wie das Universum ist das, nach Osten geblickt, hinter jeder Sichtung, jedem Erkennen stürzt eine weitere Halle des Kosmos auf, hängen die Gestirne klirrend an die Gestirnbäume gepinnt, als wären sie welkes Laub, hinter dem sich das Rascheln weiteren Laubs an anderen Zweigen verbirgt.

    Die Wälle und Gruben dieses Orts ein vermeintliches Nichts in der Unendlichkeit. Daß es nicht so ist, dafür disziplinierst du dich gleich; ruhend der Blick in der Luft, durch die so viel Leid strich und die den Vogelruf dimmt, nur hier, befragst du dich, wo in der Mitte des Runds die Äste einer Kathedrale rauschen, die wuchs und ins Licht gerecht blieb, daß keiner vergißt, wo er sei, wenn er hierher kommt.

    Doch niemand, kaum einer, der sich erinnert – nur tief, in den Fibonacci-Kreisen der inneren Rinde, ist es gelagert und wird von den allermeisten verdrängt. Selbst wenn die Katastrophe vor ihren Bettpfosten steht, nur seliger, verdauender Schlaf, während in der Tiefe der Träume Beutellöwen und -hyänen das Fleisch von den entsetzten Knochen nagen, die Blicke schon nach Osten geschickt, wo das Elend unter dem Schimmer der aufgehenden Sonne, die es gab und wieder nahm, kristallin blinzelt. In den Trichtern eines anderen Kriegs indes sammelt sich Unrat, sammelt sich Nass, als wären es Tränen dessen, das fortging und kreisförmig wieder uns trifft, um in einem späteren Kreis von uns zu zeugen, unserer Unbedachtheit, wie sie jedes Jahrhundert wohl trifft, in der dritten, der vierten Generation.

    Kalt der Wind unter einem gleißenden Stern, der sich von Osten nach Süden bewegt, wissend, auch dort kann er nicht bleiben, weil er im Westen am Abend nach Apophis-Land taucht und sich durch das Ablicht kämpft, gegen die Aufhebung, von der sie sagen, sie sei Nacht genannt, und wir ruhen in ihrer seismischen Klausur, weil man in tiefer Schwärze nichts tun kann als warten.

    Und am Morgen beginnt alles von vorn – hören wir die »Feurio«-Rufe von den Türmen und Anständen im Osten und fällt der Tau in die Weite wie mir die Fragen, die rasten in mir, nun in den Schoß. Einzig dich zu erreichen, scheint sinnvoll. Ich schreibe mir es jeden Tag erneut ins Herz und … – auf das Gewissen.

  • Frühling 2020 _25 André Schinkel

    ins Gelb der Pappeln und Birken zunächst und zu den Aufhügelungen in der sich öffnenden Weite – hinter dem ruhenden, einhaltenden Kessel; auf dem sich Hochstände und Türme strecken und wohinter vergessenes Salz- und Kohleland liegt.

    Osten, das ist aurorisch und fackelnd zugleich. Es ist, woher man stammt und wo so viele Wege enden gleichsam – das Ende des Blickens und Hoffens und doch mit jedem Morgen ein auratisches Aufflammen an Kraft und sich hochreißender Gebärde. Ist es so, oder denke ich es, verblassend in den Faltenwürfen der Erschöpfung, nur so? Und ist es, wäre es von Vorteil, wenn ich das weiß?

    Wie das herbstliche Gras, das sich in die Tiefe fortzieht, mit Tau bin ich mit diesen Fragen behängt – wissend, ihre Lösung, Beantwortung erzeugte eine neue, immer eine weitere Frage. Wie das Universum ist das, nach Osten geblickt, hinter jeder Sichtung, jedem Erkennen stürzt eine weitere Halle des Kosmos auf, hängen die Gestirne klirrend an die Gestirnbäume gepinnt, als wären sie welkes Laub, hinter dem sich das Rascheln weiteren Laubs an anderen Zweigen verbirgt.

    Die Wälle und Gruben dieses Orts ein vermeintliches Nichts in der Unendlichkeit. Daß es nicht so ist, dafür disziplinierst du dich gleich; ruhend der Blick in der Luft, durch die so viel Leid strich und die den Vogelruf dimmt, nur hier, befragst du dich, wo in der Mitte des Runds die Äste einer Kathedrale rauschen, die wuchs und ins Licht gerecht blieb, daß keiner vergißt, wo er sei, wenn er hierher kommt.

    Doch niemand, kaum einer, der sich erinnert – nur tief, in den Fibonacci-Kreisen der inneren Rinde, ist es gelagert und wird von den allermeisten verdrängt. Selbst wenn die Katastrophe vor ihren Bettpfosten steht, nur seliger, verdauender Schlaf, während in der Tiefe der Träume Beutellöwen und -hyänen das Fleisch von den entsetzten Knochen nagen, die Blicke schon nach Osten geschickt, wo das Elend unter dem Schimmer der aufgehenden Sonne, die es gab und wieder nahm, kristallin blinzelt. In den Trichtern eines anderen Kriegs indes sammelt sich Unrat, sammelt sich Nass, als wären es Tränen dessen, das fortging und kreisförmig wieder uns trifft, um in einem späteren Kreis von uns zu zeugen, unserer Unbedachtheit, wie sie jedes Jahrhundert wohl trifft, in der dritten, der vierten Generation.

    Kalt der Wind unter einem gleißenden Stern, der sich von Osten nach Süden bewegt, wissend, auch dort kann er nicht bleiben, weil er im Westen am Abend nach Apophis-Land taucht und sich durch das Ablicht kämpft, gegen die Aufhebung, von der sie sagen, sie sei Nacht genannt, und wir ruhen in ihrer seismischen Klausur, weil man in tiefer Schwärze nichts tun kann als warten.

    Und am Morgen beginnt alles von vorn – hören wir die »Feurio«-Rufe von den Türmen und Anständen im Osten und fällt der Tau in die Weite wie mir die Fragen, die rasten in mir, nun in den Schoß. Einzig dich zu erreichen, scheint sinnvoll. Ich schreibe mir es jeden Tag erneut ins Herz und … – auf das Gewissen.